Sao Paulo - Sebastian Vettel schickte einen
schrillen Jubelschrei auf den Boxenfunk, alberte auf
dem Podium ausgelassen herum und nahm einen
kräftigen Schluck aus der Champagner-Flasche.
Sein Team feierte
bereits die erste Weltmeister-Fete, denn Red Bull
war im ersten Teil des Herzschlagfinales in der
Formel 1 der große Gewinner.
Der
Konstrukteurs-Titel ging mit dem Doppelsieg nämlich
erstmals in der F1-Geschichte an ein
österreichisches Team.
Doch Fernando Alonso
geht als Spitzenreiter mit den besten Karten ins
Finale am kommenden Sonntag in Abu Dhabi und hat den
Gewinn des Fahrertitels in eigener Hand.
Red Bull
Racing hält Wort
Vettel feierte im vorletzten Rennen des Jahres nach
einer starken Leistung seinen vierten Saisonsieg vor
seinem Teamkollegen Mark Webber und Alonso im
Ferrari.
Damit verzichtete
Red Bull, das sich durch den Doppelsieg vorzeitig
erstmals in der Teamgeschichte die Konstrukteurs-WM
sicherte, wie angekündigt auf die von Webber
geforderte Teamorder und geht im Titelkampf auf
sportlich faire Weise volles Risiko.
"Heute abend wird
die ein oder andere Flasche geköpft. Richtig so",
sagte Vettel und strahlte über das ganze Gesicht:
"Ich bin sehr stolz auf mein Team und auf mich
selbst. Das war ein fantastischer Tag und die
richtige Antwort auf den Motorplatzer in Korea."
Hamilton
wohl aus WM-Rennen
In Abu Dhabi will er
nun den großen Angriff auf den Titel starten und
doch noch jüngster Weltmeister aller Zeiten werden:
"Den Konstrukteurstitel ein Rennen vor dem Ende
sicher zu haben, ist fantastisch. Jetzt kämpfen wir
um den Fahrertitel. Wir müssen die Leistung
wiederholen und gewinnen. Dann schauen wir, was
Fernando macht."
Alonso (246 Punkte) geht mit
acht Zählern Vorsprung auf
Webber und 15 auf Vettel ins
abschließende Rennen am
kommenden Sonntag in Abu
Dhabi, ein zweiter Platz
würde ihm dort sicher zum
dritten Titelgewinn nach
2005 und 2006 reichen.
Lewis Hamilton hat nach Rang
vier in Brasilien bei 24
Punkten Rückstand nur noch
theoretische Chancen, sein
McLaren-Teamkollege Jenson
Button ist nach Rang fünf
endgültig als Weltmeister
entthront.
Webber bleibt Jäger
"Es ist spannend, wir
bleiben auf der Jagd",
kündigte Webber an. Alonso
gab sich dagegen ganz
entspannt. "Heute war Red
Bull nicht zu schlagen, aber
ich bin sehr zufrieden",
meinte der Spanier: "Die WM
ist wieder völlig offen, in
der Formel 1 kann immer
alles passieren. Aber Platz
zwei würde reichen, das ist
eine gute Situation."
Nachdem der neue Champion
erstmals seit 2004 nicht in
Sao Paulo gekürt wurde,
könnte sogar eine kuriose
Konstellation entstehen:
Gewinnt Vettel zum Abschluss
erneut vor Webber und Alonso
würde nur Fünfter, dann
würden alle drei Rivalen die
Saison punktgleich beenden -
und Vettel wäre aufgrund der
besten Einzelergebnisse
erstmals Weltmeister.
Hülkenberg chancenlos
Williams-Pilot Nico
Hülkenberg, der am Samstag
als achter gebürtiger
Deutscher sensationell die
Pole Position erobert hatte,
wurde bis auf Rang acht
durchgereicht und bereits
nach zwei Dritteln der
Distanz überrundet. Der
Deutsche war dennoch
zufrieden.
"Es waren wichtige Punkte
für das Team", sagte
Hülkenberg, der zu Beginn
lange Alonso aufgehalten und
Vettel und Webber zu einem
lange Zeit konfortabelen
Vorsprung verholfen hatte,
der erst durch eine
Safety-Car-Phase zunichte
gemacht wurde.
Blitzstart als Grundstein
Vettel erwischte einen
Traumstart und überholte
Hülkenberg in der ersten
Kurve. "Das war
entscheidend, danach ging es
nur noch darum, den Abstand
zu halten", sagte Vettel.
Nur drei Kurven weiter
passierte auch Webber den
Pole-Mann, Alonso schaffte
dies erst nach sechs Runden
und einigem Zeitverlust.
Hülkenberg verlor
anschließend Platz um Platz.
Alonso verlor dagegen die
Rivalen aus den Augen und
rief über Funk: "Sind sie
noch in Reichweite?" Durch
die insgeheim erhoffte
Safety-Car-Phase in der 50.
Runde wegen eines Unfalls
von Force Indias Vitantonio
Liuzzi kam er nochmal heran,
die Autos des neuen
Konstrukteurs-Weltmeisters
waren am Sonntag aber nicht
zu schlagen.