Die DFB-Geschichte
Der
Leipziger Mariengarten als Geburtsstätte
Die Historie des Deutschen Fußball-Bundes, sie ist auch ein
großer Teil der globalen Geschichte des Fußballs. In der Entwicklung
des DFB aus kleinsten Anfängen zu einem der größten Fachverbände des
Weltsports spiegelt sich geradezu exemplarisch der Siegeszug des
Fußballs auf allen Kontinenten. Im Sommer 2006 sagte der damalige
UNO-Generalsekretär Kofi Annan während der WM in Deutschland, er
beneide die FIFA, weil sie 207 Nationalverbände als Mitglieder habe,
seine Organisation dagegen nur 192 Nationen zähle. Mit
eindrucksvoller Reichweite ähnlich flächendeckend ist national der
DFB aufgestellt: mehr als 6,5 Millionen Mitglieder in knapp 26.000
Vereinen mit über 180.000 Mannschaften.
Die Anfänge:
Wie auf dieser Skizze von E. Hosang sahen die ersten Fußballspiele
aus. Hier eine Szene aus
einem Partie zwischen Dresdner und Berliner Spielern
Von solch einem Zahlenwerk hatten die Gründerväter des
organisierten Fußballs in Deutschland nicht einmal zu träumen
gewagt, als im Jahr 1900 die Geburtsstunde des DFB schlug. Es war
eine langwierige und mitnichten einfache Prozedur, als am 28. Januar
1900 von 86 Vereinen der „Deutsche Fußball-Bund“ aus der Taufe
gehoben wurde. In den 70er und 80er Jahren des 19. Jahrhunderts
hatten sich, ausgehend von Schulen, erste Mannschaften
zusammengefunden. Der Braunschweiger Professor Konrad Koch, einer
der großen Pioniere des von England auf den europäischen Kontinent
gekommenen neuen Spiels, schrieb schon 1874 mit seinen „Regeln für
das Fußballspiel“ erstmals in Deutschland Verhaltensmaßnahmen für
das Mit- und Gegeneinander auf dem Sportplatz fest. Wie auch heute
war schon damals Treten, Schlagen und Beinstellen des Gegners
verboten. Wer diese Regeln verletzte, wurde vom seinerzeit
„Spielkaiser“ genannten Mannschaftsführer zunächst verwarnt und im
Wiederholungsfall des Feldes verwiesen.
Es war eine Mixtur aus Rugby und Fußball, welche die Jugend in
jenen Anfangsjahren begeisterte. Der erste deutsche Rasensportverein
nannte sich „Deutscher Fußballverein 1878 Hannover“, allerdings
wurde dort ausschließlich Rugby gespielt. So zählten der 1880
gegründete „Bremer Football-Club“ und die im gleichen Jahr aus einer
Vereinsfusion entstandene „Germania“ in Frankfurt am Main zu den
ersten „echten“ Fußballvereinen in Deutschland, denen schnell
weitere Klub-Gründungen folgten.
Auf dem Weg zur DFB-Gründung fand beim „Allgemeinen Deutschen
Sportfest“ im Juli 1899 in Leipzig eine entscheidende Vorbesprechung
statt, bei welcher der „Verband Leipziger Ballspielvereine“ mit der
Einberufung einer Gründungsversammlung beauftragt wurde. Nachdem
eine bereits zwei Monate später stattgefundene Sitzung ergebnislos
verlaufen war, war es am 28. Januar 1900 dann endlich soweit: Mit
64:22 Stimmen wurde in der Leipziger Gaststätte „Mariengarten“ der
Deutsche Fußball-Bund gegründet und Prof. Dr. Ferdinand Hueppe
danach zum ersten Vorsitzenden gewählt.
Professor Dr.
Ferdinand Hueppe, der erste Vorsitzende des DFB
Der
Grundstein war gelegt, auf dem in den folgenden Jahrzehnten der
Fußball in Deutschland mit einer rasanten Entwicklung zum Volkssport
und der DFB zu sportlicher und gesellschaftspolitischer Größe
aufsteigen sollte. Wichtige Beschlüsse auf dem Weg zu effektiven
Organisationsformen waren unter anderem die Einführung der deutschen
Meisterschaft 1903 und der Beginn von Länderspielen im Jahr 1908,
die Gliederung in Landes- und Regionalverbände, die regelmäßig
zunächst alljährlich, später im Zwei- und von 1983 an im
Drei-Jahres-Rhythmus durchgeführten Bundestage, die Wiedergründung
des DFB nach dem Zweiten Weltkrieg am 1. Juli 1949 mit einem Festakt
in der Stuttgarter Oper, die vom FIFA-Exekutivkomitee am 22.
September 1950 beschlossene Rückkehr des DFB in den
Fußball-Weltverband und die im Juli 1956 erfolgte Rückkehr des nach
dem Krieg zunächst selbstständigen Saarländischen Fußball-Bundes als
seinerzeit 16. Landesverband in den DFB.
Deutscher
Meister 1937: Traumzeiten für Blau-Weiß - mit Szepan, Bornemann,
Schweißfurt, Kalwitzki, Klodt, Kuzorra, Pöärtgen, Berg, Tibulski,
Urban und Gellesch gewann der FC Schalke 04 den Titel. Ende der
30er, Anfang der 40er wurden die "Königsblauen" sechs Mal Deutscher
Meister.
Im Blick auf die Aufarbeitung der Rolle des DFB in der Zeit des
Nationalsozialismus war der 13. September 2005 ein wichtiges Datum:
Im Beisein des damaligen Bundesinnenministers Otto Schily wurde die
vier Jahre zuvor vom DFB-Präsidium in Auftrag gegebene Studie
"Fußball unterm Hakenkreuz" der unabhängigen Historiker Dr. Nils
Havemann und Prof. Klaus Hildebrand vorgestellt. Vorausgegangen
waren Recherchen in mehr als 40 in- und ausländischen Archiven,
wobei viele bis dato unveröffentlichte Quellen gefunden wurden. Im
Kampf gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und
Gewalt wurde bei der Vorstellung des Buches auch die Stiftung des
Julius-Hirsch-Preises von DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger bekannt
gegeben.
Nicht minder markante Stationen waren die erstmalige Teilnahme an
einer WM 1934 und an einer EM-Qualifikation 1967, der 1935
eingeführte DFB-Pokalwettbewerb für Vereinsmannschaften, die 1969
erstmals durchgeführte Deutsche A-Jugend-Meisterschaft, die
Einführung der Deutschen Meisterschaft im Frauenfußball von 1973 an
und der zweigleisigen Frauen-Bundesliga ab 1990 sowie die von
größter historischer Bedeutung geprägte Vereinigung des deutschen
Fußballsports, als am 21. November 1990, ebenfalls in Leipzig, der
aus dem tags zuvor aufgelösten Deutschen Fußball-Verband der DDR
entstandene Nordostdeutsche Fußball-Verband als neuer
Regionalverband mit seinen sechs Landesverbänden dem DFB beitrat.
Erfolge Marke
"Ostfußball": 1974 ärgerte Jürgen Sparwasser (Mitte) die
Nationalmannschaft von Deutschland West. Der Stürmer aus Magdeburg
traf beim WM-Spiel in Hamburg gegen Sepp Maier. Die DDR gewann das
Spiel 1:0. Noch größer als der Sieg gegen den "Klassenfeind" wiegt
jedoch der Triumph bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal
(Foto rechts)
Die 38 Jahre währende Geschichte des Deutschen Fußball-Verbandes
(DFV) der einstigen DDR begann mit der 1952 erfolgten Aufnahme in
die FIFA. In diesem Jahr fand auch, nach mehreren inoffiziellen
Begegnungen, das erste offizielle von insgesamt 293 Länderspielen
statt: Am 21. September 1952 unterlag die DFV-Auswahl in Warschau
der polnischen Nationalmannschaft 0:3. Der sensationellste Sieg des
DDR-Fußballs datiert vom 22. Juni 1974: Im Vorrundenspiel der Gruppe
1 während der Weltmeisterschaft in der Bundesrepublik besiegte die
DDR den späteren Weltmeister Deutschland in Hamburg mit 1:0. Jürgen
Sparwasser ging mit seinem Siegtreffer in die Fußball-Geschichte
ein.
Unvergessen ist in der DFV-Historie der Gewinn der Goldmedaille
bei den Olympischen Sommerspielen 1976 in Montreal. Die Mannschaft
von Erfolgstrainer Georg Buschner - der Anfang Februar 2007 im Alter
von 81 Jahren verstorbene Hochschuldozent aus Thüringen hatte die
DDR-Auswahl auch bei der WM 1974 betreut - kam im Finale zu einem
3:1-Erfolg über Polen. Im Vereinsfußball steht für die ehemalige DDR
der Triumph des 1. FC Magdeburg im Europapokal-Wettbewerb der
Pokalsieger von 1974 an erster Stelle. Im Finale von Rotterdam
gewann die Mannschaft um Pommerenke und Sparwasser mit 2:0 vor nur
4.000 Zuschauern gegen den AC Mailand.
"Wunder von
Bern": Wenn der Leiziger Mariengarten die Geburtsstätte des DFB war,
so ist das Wankdorfstadion von Bern der Ort des endgültigen
Durchbruchs. Bei der WM 1954 gewann die Männer um Fritz Walter,
Helmut Rahn und Trainer Sepp Herberger überraschend den WM-Titel.
Damit lösten sie eine Fußball-Euphorie aus, deren Auswirkungen der
DFB noch heute spürt.
Im DFB hatte elf Jahre zuvor gewissermaßen eine neue Zeitrechnung
begonnen, als 1963 die Bundesliga eingeführt und mit ihr das
Profitum im deutschen Fußball manifestiert wurde. Jahrzehntelange,
teilweise sehr heftige und kontrovers geführte Diskussionen waren
vorausgegangen. Schon 1908 wurde die Frage des Berufspielertums
diskutiert und danach immer wieder auf ordentlichen und
außerordentlichen Bundestagen abgelehnt. 1930 waren zum Beispiel die
Akteure der ersten Mannschaft von Schalke 04 zu Berufsspielern
erklärt und aus dem Westdeutschen Fußball-Verband ausgeschlossen
worden. 1950 trat dann als Zwischenlösung das Vertragsspielerstatut
in Kraft, ehe 13 Jahre später am 24. August 1963 der erste
Bundesliga-Spieltag stattfand und dem Vollprofitum nach und nach Tor
und Tür geöffnet wurden, was sich schließlich auch in der am 30.
September 2.000 beschlossenen Verselbstständigung des Profifußballs
niederschlug. 2001 wurde der Ligaverband begründet, der mit der
Deutschen Fußball-Liga (DFL) als operativer Einheit weitgehend
unabhängig agiert und doch eng mit dem DFB verzahnt ist.
Diese und viele andere Meilensteine sind und bleiben
unverzichtbare Orientierungspunkte auf dem Weg des DFB zu seiner
heutigen Größe und Bedeutung. Ernsthaft vom Absturz bedroht war
dieser bisweilen atemberaubende Höhenflug eigentlich nur einmal,
beim 1971 aufgedeckten Bestechungsskandal der Bundesliga. Dank der
schonungslosen Aufklärung durch den DFB-Kontrollausschuss um seinen
damaligen Vorsitzenden Hans Kindermann mit der Bestrafung von 52
Spielern, zwei Trainern, sechs Vereinsfunktionären und zwei Vereinen
wurde diese Krise gleichwohl überzeugend bewältigt.
Guter
Gastgeber: Ob 1974 und 2006 bei den Weltmeisterschaften oder 1988
bei der EURO - der DFB hat den Ruf ein ausgezeichneter Gastgeber für
sportliche Großereignisse zu sein. 2011 bietet sich wieder eine
Chance, diesen Ruf zu verteidigen, bei der Frauen-WM
Die kräftigsten und wirksamsten Treibsätze beim ebenso rapiden
wie kontinuierlichen Wachstum des DFB waren und sind jedoch
einerseits die ungeheuere Faszination des „Spiels der Spiele“ an
sich, andererseits die großen Erfolge der deutschen
Nationalmannschaften bei WM- und EM-Endrunden sowie der Spitzenteams
der Bundesliga im Europapokal.
Diese beiden Parameter beflügelten die Steigerung der
Mitgliederzahlen von 44.258 Mitgliedern im Jahr 1909 über eine
Million (1931), zwei Millionen (1961), drei Millionen (1972), vier
Millionen (1978) und fünf Millionen (1991) auf den heutigen
Höchststand von fast 6,5 Millionen Mitgliedern. Diese Eckpfeiler -
die phänomenalen Erfolge und die faszinierende Ausstrahlung -
stellen zugleich ein Spiegelbild unserer Gesellschaft dar. Nie wurde
das deutlicher als beim so genannten „Wunder von Bern“. Der Gewinn
der Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz gab dem schwer gebeutelten
Deutschland ein neues Selbstwertgefühl. Danach stand und steht,
ausgelöst von Protagonisten wie Sepp Herberger und Fritz Walter und
weitergeführt von großen Persönlichkeiten wie Helmut Schön, Uwe
Seeler oder Franz Beckenbauer, das Gütesiegel „Made in Germany“ für
Fairness und friedliche Politik, wirtschaftlichen Aufschwung und
fußballerische Erfolge.
Die hohe Anerkennung, die der deutsche Fußball und seine
Repräsentanten rund um den Globus genießen und die sich nicht
zuletzt in der Vergabe der Weltmeisterschaften 1974 und 2006 sowie
der EM-Endrunde 1988 an Deutschland ausdrückt, haben ihren Ursprung
im Jahr 1954. Und das damals im „Geist von Spiez“ als Basis für das
„Wunder von Bern“ offenkundig gewordene starke
Zusammengehörigkeitsgefühl schlägt sich seitdem in der Philosophie
der DFB-Politik nieder: In der selbst auferlegten Verpflichtung,
neben dem Streben nach weiteren großen Erfolgen die Einheit im
Fußball zu sichern und mit der immensen Popularität des Fußballs
hohes soziales Engagement zu praktizieren und
gesellschaftspolitische Verantwortung zu übernehmen.
Zuverlässiger
Partner: Der Deutsche Fußball-Bund ist ein verlässliches Mitglied
des Fußball-Weltverbandes FIFA