Die Mannschaft von Marcello Lippi lag nach einem frühen Treffer von Shane Smeltz (7.) sogar 22 Minuten lang im Rückstand, ehe Vincenzo Iaquinta aus einem Foulelfmeter den Ausgleich erzielte. Trotz klarer Feldüberlegenheit und eines Sturmlaufs im Finish blieb den ideenlosen Italienern der Siegestreffer gegen das neuseeländische Abwehrbollwerk verwehrt.
Damit liegt Italien in Gruppe F punktegleich mit Neuseeland (je zwei) hinter Paraguay (vier) und vor der Slowakei (ein Punkt). Nur ein voller Erfolg gegen WM-Debütant Slowakei am Donnerstag bringt die "Azzurri" nun sicher ins Achtelfinale. Die "All Whites" können nach dem überraschend eroberten Punkt mit einem Sieg gegen Paraguay den Aufstieg ebenfalls noch aus eigener Kraft schaffen.
Marchetti wie erwartet im Tor
Für den verletzten Startorhüter Gianluigi Buffon kam bei Italien wie
erwartet Federico Marchetti zum Einsatz. Der 27-Jährige stand
bereits in der zweiten Spielhälfte der Auftaktpartie gegen Paraguay
(1:1) zwischen den Pfosten der "Squadra Azzurra". Sonst nahm
Teamchef Lippi keine Umstellungen vor und vertraute auf ein
4-4-2-System mit Iaquinta und Alberto Gilardino im Sturm.
Neuseelands Trainer Ricki Herbert nominierte die gleiche Startelf wie beim 1:1 gegen die Slowakei, mit einem 4-5-1 und Smeltz als einzige Spitze ließ sich die gezeigte Defensivschlacht bereits im taktischen System erahnen.
Cannavaro legt perfekt für Smeltz
auf
Die "All Whites" kamen allerdings mit ihrer ersten und einzigen
Torchance in der ersten Spielhälfte überraschend zum Erfolg. Simon
Elliott trat einen 40-m-Freistoß von der linken Seite hoch in den
italienischen Strafraum. Gilardino versuchte, mit dem Kopf
abzuwehren, kam aber nicht heran. Dafür fälschte Winston Reid den
Ball leicht auf den dahinter stehenden Fabiano Cannavaro ab, der mit
der Hüfte perfekt für Smeltz auflegte.
©Bild: AP/Alessandra Tarantino |
Da Smeltz bei der Ballberührung seines Teamkollegen letzter Mann vor Goalie Marchetti war, hätte Schiedsrichter Carlos Batres aus Guatemala auf Abseits entscheiden müssen. Österreichs ehemaliger FIFA-Referee Fritz Stuchlik analysierte im ORF-WM-Studio, dass Reids Kopfballverlängerung für Batres nur schwer erkennbar gewesen sei.
Fast Ausgleich aus ähnlicher
Situation
Auf der Gegenseite dann beinahe der Ausgleich aus einer ähnlichen
Standardsituation: Riccardo Montolivo flankte von links aus 30
Metern vor das Tor der Neuseeländer. Der Ball ging an Freund und
Feind vorbei, und Goalie Mark Paston konnte den Aufsitzer noch
wegfausten. Gleich danach pflückte Paston auch eine Flanke von
Gianluca Zambrotta im Fünfmeterraum herunter.
Die Neuseeländer verlagerten sich in der Folge auf Konter, Italien drückte auf den Ausgleich. Simone Pepe (10.), Giorgio Chiellini (16. und 18.), Zambrotta (23., knapp über das Kreuzeck), und Claudio Marchisio (25.) kamen zu Möglichkeiten.
In der 27. Minute hatte Montolivo mit der bis dahin besten Chance Italiens den Ausgleich auf dem Fuß. Der Mittelfeldspieler von AC Fiorentina traf aus 30 Metern die Stange, Paston konnte dem Gewaltschuss nur noch hinterherschauen.
Elfmeter nach Foul an De Rossi
Eine Minute später folgte dann der Elfmeterpfiff von Referee Batres.
Tommy Smith hielt Daniele de Rossi im Strafraum zurück und sah dafür
die Gelbe Karte, laut Herbert Prohaska im ORF-WM-Studio eine harte
Entscheidung - ausgleichende Gerechtigkeit, wenn man das zuvor nicht
gegebene Abseits berücksichtigt.
Iaquinta (29.) trat zum Penalty an und verwertete mit einem scharfen Schuss ins aus seiner Sicht rechte Eck, Torhüter Paston war in die andere Richtung unterwegs. Ein verdienter Ausgleich, angesichts der drückenden Überlegenheit der "Azzurri".
"Kiwis" in der Offensive
abgemeldet
Italien konnte seine Feldüberlegenheit allerdings nicht mehr in
zwingende Torchancen ummünzen. Neuseeland war in der Offensive dafür
komplett abgemeldet, nach dem 1:0 kamen die "Kiwis" in der ersten
Halbzeit zu keiner einzigen Möglichkeit mehr.
Bei der letzten Chance Italiens vor der Pause scheiterte De Rossi (45.) mit einem Weitschuss, den Paston nur wegfausten konnte. Verteidiger Reid klärte den Abpraller vor dem aufgerückten Domenico Criscito.
Zwei Auswechslungen bei Italien
Nach der Pause stellte Lippi seine "Squadra Azzurra" um. Mauro
Camoranesi kam statt Pepe und Antonio di Natale ersetzte Gilardino.
Neuseeland-Trainer Herbert nahm vorerst keine Umstellungen vor.
Udinese-Stürmer Di Natale (49.) prüfte nach Vorlage von Montolivo auch gleich Paston mit einem Schuss aus spitzem Winkel. Der Torhüter konnte gerade noch die Hände hochreißen und abwehren.
Neuseeland macht im Zentrum dicht
Die "All Whites" verteidigten weiter geschickt und standen vor allem
im Zentrum dicht. Italiens beste Möglichkeiten ergaben sich deshalb
über die Seiten bzw. durch hoch in den Strafraum gespielte Flanken.
Topchancen blieben bis zur 60. Minute aus, daher wechselte Lippi mit
Sampdoria-Genua-Stürmer Giampaolo Pazzini (62. für Marchisio) eine
weitere Offensivkraft ein.
Es dauerte allerdings bis zur 70. Minute bis Italien wieder eine gute Chance hatte, bezeichnenderweise aus der Distanz. Doch nicht nur Neuseelands Abwehr lieferte gegen den amtierenden Weltmeister eine gute Partie ab, auch Goalie Paston war in Topform und konnte den 30-m-Kracher von Montolivo wegfausten.
Italiens Sturmlauf zerbricht
Drei Minuten später klärte Kapitän Ryan Nelsen einen Stanglpass von
Di Natale im Fünfmeterraum. Neuseeland rührte in der Schlussphase
Beton in der Verteidigung an. Teilweise arbeiteten die "All Whites"
mit zwei Viererketten knapp innerhalb und knapp außerhalb des
Strafraums, an denen Italiens Sturmlauf zerbrach.
Bei einem gefährlichen Konter hatte Chris Wood (83.) sogar noch den Siegestreffer für den krassen Außenseiter auf dem Fuß. Der England-Legionär von West Bromwich ließ Cannavaro aussteigen und setzte seinen Flachschuss knapp am langen Eck vorbei.
Da Paston im Finish auch noch einen Weitschuss von Camoranesi (88.) parierte, durfte sich Neuseeland über einen hart erkämpften Punkt gegen den Weltmeister freuen. Die "Azzurri" hingegen verließen enttäuscht das Spielfeld.
Peter Falkner, ORF.at
Gruppe F, zweiter Spieltag
Sonntag: Italien - Neuseeland 1:1 (1:1)
Nelspruit, Mbombela-Stadion, 38.200 Zuschauer, SR Batres (GUA)
Torfolge:
0:1 Smeltz (7.)
1:1 Iaquinta (29./Elfmeter)
Italien: Marchetti - Zambrotta, Cannavaro, Chiellini, Criscito - Pepe (46./Camoranesi), De Rossi, Montolivo, Marchisio (61./Pazzini) - Iaquinta, Gilardino (46./Di Natale)
Neuseeland: Paston - Bertos, Reid, Nelsen, Smith, Lochhead - Vicelich (80./Christie), Elliott - Killen (93./Barron), Fallon (64./Wood) - Smeltz
Gelbe Karten: keine bzw. Fallon, Smith, Nelsen
Die Besten: De Rossi bzw. Paston, Nelsen
Statistik:
Italien | Neuseeland | |
Torschüsse | 7 | 1 |
Schüsse | 23 | 3 |
Fouls | 11 | 24 |
Eckbälle | 15 | 0 |
Abseits | 1 | 1 |
Ballbesitz | 57 Prozent | 43 Prozent |