Mit der mageren Ausbeute von zwei Toren holten die Engländer in Gruppe C den zweiten Platz und treffen am Sonntag auf den Sieger der Deutschland-Gruppe D. Nach den enttäuschenden Unentschieden gegen die USA (1:1) und Algerien (0:0) ist Teamchef Fabio Capello mit seinem Starensemble der Pleite also gerade noch entgangen.
Schwacher Beginn
Der Italiener hatte das englische Team im Vergleich zum blamablen
Algerien-Match auf drei Positionen umgebaut. Innenverteidiger
Matthew Upson (West Ham), der zum Auftakt gegen das US-Team früh
ausgewechselte Mittelfeldmann James Milner (Aston Villa) und
Tottenham-Stürmer Defoe erhielten im Gruppenfinale ihre Chance.
Slowenien-Teamchef Matjaz Kek vertraute dagegen auf dieselbe
Startelf wie beim 2:2 gegen die USA.
38.000 Zuschauer in Port Elizabeth, darunter viele zuletzt schwer enttäuschte England-Fans, sahen einen schwachen Beginn der erstmals seit 40 Jahren ganz in Rot spielenden "Three Lions". Kapitän Steven Gerrard und seine gebeutelten Mitstreiter waren verunsichert, schoben den Ball im Mittelfeld hin und her und stellten für das Tor der Slowenen keinerlei Bedrohung dar.
Defoe bricht den Bann
Ein 30-Meter-Freistoß von Chelsea-Star Frank Lampard bescherte
Keeper Samir Handanovic nach einer Viertelstunde zumindest den
ersten Ballkontakt. Aber auch die Slowenen waren nicht in der Lage,
ihr Sturmduo in Szene zu setzen. Gent-Legionär Zlatan Ljubijankic
wagte in der 20. Minute den ersten zaghaften Versuch, konnte
England-Keeper David James aber nicht in Verlegenheit bringen.
Milivoje Novakovic hing völlig in der Luft.
©Bild: Reuters/Carlos Barria |
Wie aus dem Nichts - Lampard (27.) hatte noch einmal weit über das Tor geschossen - dann der ersehnte erste Schlag der Engländer: Nach einer Milner-Flanke von rechts war Defoe zur Stelle und traf volley zur immens wichtigen 1:0-Führung (22.). Goalie Handanovic war noch mit der Hand am Ball, die Schussdistanz von exakt fünf Metern ließ dem slowenischen Torhüter aber kaum Möglichkeiten. Der Bann war gebrochen, es war das erste englische Stürmertor bei dieser WM.
Rooney sucht weiter seine Form
Paradeangreifer Wayne Rooney durfte noch keinen Treffer bejubeln und
suchte auch sonst weiter nach seiner Form. Ein schöner Doppelpass
mit Gerrard gelang dem Manchester-United-Star dann nach einer halben
Stunde, der Liverpool-Regisseur scheiterte aber aus guter zentraler
Position an Handanovic.
Kurz vor der Pause musste der umsichtige Schiedsrichter Wolfgang Stark in einer fairen Partie erstmals die Gelbe Karte zücken (gegen Bojan Jokic), die Bedenken der Engländer gegenüber dem deutschen Unparteiischen erwiesen sich wie erwartet als unbegründet. Die knappe Führung zur Halbzeit war verdient, weil Capellos Team bis dahin mehr für das Spiel getan hatte.
Stangenschuss des gehemmten
Torgaranten
Nach dem Seitenwechsel dauerte es gerade 30 Sekunden, bis Defoe
endgültig zum Helden der Nation werden hätte können. Nach einem
Eckball von Rooney stand der für Emile Heskey spielende Stürmer
plötzlich alleine vor dem slowenischen Tor, verfehlte den Ball
jedoch knapp. Bei einem Rooney-Querpass traf Defoe (50.) zwar ins
Netz, war aber wie sein Sturmpartner im Abseits gestanden.
Gerrard mühte sich redlich, das englische Offensivspiel anzukurbeln, spätestens an der Strafraumgrenze war aber meistens Schluss. Nur über Eckbälle und Freistöße war der hohe Favorit brandgefährlich, Abwehrchef John Terry (57.) fand bei einem Kopfball aus spitzem Winkel in Handanovic seinen Meister. Eine kuriose, aber auch bezeichnende Aktion dann von Rooney (58.): Der gehemmte Torgarant traf völlig unbedrängt aus etwa elf Metern Entfernung nur die linke Stange.
Joe Cole für Rooney
In der Folge verstärkten endlich auch die Slowenen ihre
Offensivbemühungen. Der für Ljubijankic eingewechselte Zlatko Dedic
sorgte für frischen Wind und in der 68. Minute beinahe für den
Ausgleich. Nach einem schweren Fehler von Gareth Barry warf sich
Terry in den Schuss des slowenischen Angreifers und verhinderte so
das Schlimmste.
Capello holte Rooney (72.) vom Feld und brachte Joe Cole, der nach dem Algerien-Spiel nicht zuletzt vom verhinderten "Revoluzzer" Terry gefordert worden war. Am Spielverlauf änderte sich jedoch kaum etwas. England agierte immer vorsichtiger, und die Slowenen fanden nicht die Mittel, die englische Viererkette wirklich in Bedrängnis zu bringen. England schaukelte das Ergebnis routiniert über die Zeit, eine ganze Nation durfte aufatmen.
Harald Hofstetter, ORF.at
Gruppe C, dritter Spieltag
Mittwoch: Slowenien - England 0:1 (0:1)
Port Elizabeth, Nelson-Mandela-Bay-Stadion, 38.000 Zuschauer, SR Stark (GER)
Tor: Defoe (22.)
Slowenien: S. Handanovic - Brecko, Suler, Cesar, Jokic - Birsa, Koren, Radosavljevic, Kirm (79./Matavz) - Ljubijankic (62./Dedic), Novakovic
England: James - G. Johnson, Upson, Terry, A. Cole - Milner, Gerrard, Lampard, Barry - Defoe (86./Heskey), Rooney (72./J. Cole)
Gelbe Karten: Jokic, Birsa, Dedic bzw. Johnson
Die Besten: Birsa bzw. Milner, Defoe
Statistik:
Slowenien | England | |
Torschüsse | 6 | 8 |
Schüsse | 13 | 13 |
Fouls | 19 | 20 |
Eckbälle | 2 | 11 |
Abseits | 1 | 1 |
Ballbesitz | 46 Prozent | 54 Prozent |