Thomas Müller (19.), Marcell Jansen (56.) und Sami Khedira (82.) sorgten vor 36.300 Zuschauern im Nelson-Mandela-Bay-Stadion von Port Elizabeth für den Triumph der Deutschen, die damit bei WM-Turnieren vier von fünf "kleinen Finali" gewonnen haben. Für Uruguay trafen Edinson Cavani (28.) und Diego Forlan (51.).
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Ohne Klose, Lahm und Podolski
Dabei ging Deutschland alles andere als in Bestbesetzung in die
Partie um den Trostpreis. Philipp Lahm und Lukas Podolski erwischte
die Grippe. Miroslav Klose zwickte der Rücken, womit der Stürmer die
Jagd auf den WM-Torrekord von Ronaldo abhaken musste.
Das Trio nahm nur auf der Bank Platz. Im Tor stand wie geplant Hans-Jörg Butt statt Manuel Neuer, womit der 36-Jährige zu seinem WM-Debüt kam. Uruguay hatte alle Spieler zur Verfügung, also im Gegensatz zum Semifinale auch wieder den Traumsturm Forlan und Luis Suarez.
Offensive ist Trumpf
Beide Teams legten - wie in einem Spiel um Platz drei fast schon
üblich - nicht großartig Wert auf Defensive. Es entwickelte sich
eine offensive, flotte und ausgeglichene Partie. Nur drei Minuten
waren gespielt, da jubelten die Deutschen bereits über ein Tor.
Zu früh allerdings, denn der Treffer von Cacau zählte wegen einer Abseitsstellung von Müller zu Recht nicht. Für Uruguay meldete sich Forlan (7.) mit einem guten Freistoß von der Strafraumgrenze bei Butt. Arne Friedrich köpfelte nach Ecke von Mesut Özil nur an die Latte (10.).
Zu diesem Zeitpunkt musste Deutschland allerdings froh sein, noch mit elf Mann zu spielen. WM-Debütant Dennis Aogo ging nämlich übermotiviert zur Sache und war nach einem brutalen Foul an Diego Perez mit einer Gelben Karte sehr gut bedient.
Es "müllert" zum fünften Mal
Für Offensivgeist belohnt wurden dann zuerst die Deutschen.
Neo-Kapitän Bastian Schweinsteiger zog aus 30 Metern ab.
Uruguay-Goalie Fernando Muslera konnte den Ball nicht kontrollieren,
und Müller verwertete den Abpraller staubtrocken zur Führung (19.).
Der 20-jährige WM-Shootingstar ließ es damit bereits zum fünften Mal "müllern" und zog in der Torschützenliste mit den beiden Finalisten David Villa und Wesley Sneijder gleich. Umso bitterer für Deutschland, dass Müller im Semifinale gegen Spanien gesperrt war.
Schneller Ausgleich
Uruguay war von dem Rückstand allerdings nicht demoralisiert und
schaffte den schnellen Ausgleich. Perez nahm Schweinsteiger den Ball
ab und spielte auf Suarez. Der passte ideal in den Lauf von Cavani,
und der Stürmer traf vorbei an Butt (28.).
Danach setzte in Port Elizabeth strömender Regen ein und machte es den 22 Akteuren auf dem ohnehin schon mitgenommenen Rasen nicht leichter. Suarez, dessen Schuss alleine vor Butt am langen Eck vorbeiging, vergab die Riesenchance auf die Führung (42.).
Zwei Tore binnen weniger Minuten
Beide Teams kamen unverändert aus der Kabine, der Spielstand sollte
sich allerdings binnen weniger Minuten gleich zweimal verändern.
Zunächst ging Uruguay in Führung. Nach Flanke von Egidio Arevalo
erzielte Forlan mit einem herrlichen Volleyschuss seinen fünften
WM-Treffer (51.).
Fünf Minuten später waren wieder die Deutschen mit dem Jubeln an der Reihe. Jerome Boateng schlug eine weite Flanke, Goalie Muslera fuhr mit der Faust ins Leere. Jansen sagte Danke und köpfelte mit seinem dritten Tor im DFB-Team zum Ausgleich ein (56.).
Tempo noch einmal verschärft
Danach verschärfte sich das ohnehin schon hohe Tempo noch einmal,
die verbliebenen Defensivgedanken wurden endgültig über Bord
geworfen. In dieser Phase gefährlicher war Uruguay. Butt konnte bei
Schüssen von Suarez (62.) und Forlan (65.) sein Können unter Beweis
stellen.
Aufseiten Deutschlands scheiterte der nur kurz zuvor zuvor für Cacau eingewechselte Stefan Kießling zunächst mit einem scharfen Schuss an Muslera (76.) und segelte danach mit dem Kopf am Ball vorbei (80.).
Khedira köpfelt zur Entscheidung
Nicht dem Leverkusen-Profi, sondern Khedira gelang dann sein
Premierentreffer im DFB-Team. Nach einem Eckball herrschte
Verwirrung im Strafraum von Uruguay. Kapitän Diego Lugano servierte
den Ball dem Stuttgarter, der überlegt über Muslera ins lange Eck
köpfelte (82.).
Ein Schuss von Kießling ging aus aussichtsreicher Position über das Tor (88.).
Forlan trifft die Latte
Die Südamerikaner versuchten verzweifelt, dem Spiel noch einmal eine
Wende zu geben. Uruguay setzte alles auf eine Karte und hatte in der
letzten Aktion der Partie großes Pech. Ein Freistoß von Forlan von
der Strafraumgrenze krachte an die Latte (93.).
Die "Celeste" musste sich damit wie schon im "kleinen Finale" im Jahr 1970 Deutschland geschlagen geben. Dem Team von Coach Oscar Tabarez ist aber dank des besten WM-Abschneidens seit 40 Jahren trotzdem ein umjubelter Empfang in der Heimat garantiert.
Christian Wagner, ORF.at
Spiel um Platz drei
Samstag: Uruguay - Deutschland 2:3 (1:1)
Port Elizabeth, Nelson-Mandela-Bay-Stadion, 36.300 Zuschauer, SR Archundia (MEX)
Torfolge:
0:1 Müller (18.)
1:1 Cavani (28.)
2:1 Forlan (51.)
2:2 Jansen (56.)
2:3 Khedira (82.)
Uruguay: Muslera - Fucile, Lugano, Godin, Caceres - M. Pereira, Perez (77./Gargano), Arevalo, Cavani (89./Abreu) - Suarez, Forlan
Deutschland: Butt - Boateng, Friedrich, Mertesacker, Aogo - Khedira, Schweinsteiger - Müller, Özil (91./Tasci), Jansen (81./Kroos) - Cacau (73./Kießling)
Gelbe Karten: Perez bzw. Aogo, Cacau, Friedrich
Die Besten: Forlan, Suarez bzw. Boateng, Jansen, Butt
Statistik:
Uruguay | Deutschland | |
Torschüsse | 7 | 7 |
Schüsse | 16 | 18 |
Fouls | 13 | 11 |
Eckbälle | 6 | 12 |
Abseits | 2 | 3 |
Ballbesitz | 48 Prozent | 52 Prozent |