Angefeuert von 85.000 Zuschauern im Soccer-City-Stadion in Johannesburg gingen die Südafrikaner nach der Pause in Führung, mussten jedoch knapp vor Schluss den Ausgleich der Mexikaner hinnehmen.
Überraschungen in Startformation
Südafrikas brasilianischer Teamchef Carlos Parreira bot in seiner
Startelf lediglich drei Legionäre auf. So saß etwa Verteidiger Tsepo
Masilela, der mit Maccabi Haifa immerhin Champions League spielte,
auf der Bank. Matthew Booth, der einzige hellhäutige Spieler der "Bafana
Bafana", war ebenfalls Ersatz.
Mexiko-Coach Javier Aguirre wiederum gab im Angriff Guillermo Franco den Vorzug gegenüber Jungstar Javier Hernandez - der routinierte West-Ham-Legionär stürmte an der Seite von Carlos Vela (Arsenal) - dahinter agierte Giovani dos Santos (Galatasaray) als hängende Spitze.
Nervöser Beginn der Gastgeber
Geleitet vom jüngsten WM-Schiedsrichter, dem 32-jährigen Usbeken
Rawschan Irmatow, nahm das Match zunächst einen nervösen Verlauf.
Die Defensive der Gastgeber schwamm im unglaublichen Lärm
Zehntausender Vuvuzela-Tröten einige Male.
Nach einer Unsicherheit des südafrikanischen Keepers Itumeleng Khune hatte der aufgerückte Außenverteidiger Paul Aguilar (2.) den Traumstart für die offensiv orientierten Mexikaner auf dem Fuß, verzog aber knapp.
In der 15. Minute kam Franco am Fünfmeterraum frei zum Kopfball, beförderte den "Jabulani" noch über das Tor. Südafrika wirkte plan- und kopflos, nach einem fürchterlichen "Schnitzer" im zentralen Mittelfeld zog der wieselflinke Dos Santos (19.) von der Strafraumgrenze ab und verfehlte das linke Kreuzeck nur um Zentimeter.
Gute Chancen für Mexiko
Mexiko blieb am Drücker. Dos Santos war an allen gefährlichen
Aktionen beteiligt und holte einen vielversprechenden Freistoß
heraus, den Barcelona-Verteidiger Rafael Marquez (29.) über das Tor
setzte. Mexikanischer Ballbesitz von 61 Prozent war nach einer
halben Stunde der Beweis für die Überlegenheit.
Franco (32.) vergab dann auch seine zweite Großchance, nach einem Traumpass von Vela scheiterte der Mittelstürmer alleine vor dem Tor an Khune. Der starke Vela kam wenig später zur nächsten guten Gelegenheit (34.), wählte aus halbrechter Position die letztlich falsche Option des Querpasses.
Erster Torjubel verstummt jäh
Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte Mexiko längst führen müssen -
doch auch der erste Torjubel der WM blieb der Mannschaft von Aguirre
im Hals stecken. Vela drückte den Ball in der 38. Minute aus kurzer
Distanz über die Linie, war bei der Verlängerung einer Flanke aber
zwischen Goalie Khune und dem letzten Verteidiger und damit im
Abseits gestanden.
Der Schrecken dieses "Beinahe"-Rückstandes weckte die "Bafana Bafana" endlich auf, und mit ihrem ersten Eckball in der 42. Minute starteten die Südafrikaner eine erste - wenn auch kurze - Drangperiode. Unmittelbar vor der Pause hatte Katlego Mphela (44.) nach einer Flanke von Siphiwe Tshabalala die Führung auf dem Kopf.
Tshabalala macht sich unsterblich
Nach dem Seitenwechsel brachte Parreira dann Masilela für den
defensiven Unsicherheitsfaktor Lucas Thwala. Sein Team setzte die
mutigere Spielweise der letzten Minuten der ersten Hälfte fort und
suchte ihr Heil zunehmend in Angriff und frühem Attackieren.
Konkrete Torchancen schauten allerdings auf beiden Seiten noch nicht
heraus.
©Bild: Reuters/Henry Romero
Das sollte sich in der 55. Spielminute ändern - eine Minute, die Südafrika wohl nie vergessen wird. Nach einem Konter kam Mittelfeldmann Siphiwe Tshabalala von den Kaizer Chiefs an den Ball, zog knapp innerhalb des Sechzehners mit links ab und stürzte ein ganzes Land in einen kollektiven Freudentaumel. Der Ball war genau im rechten Kreuzeck, Südafrika führte 1:0.
Elferalarm im mexikanischen
Strafraum
Mitten in den nicht enden wollenden Jubel der Südafrikaner traf Dos
Santos (60.) mit einem Weitschuss beinahe zum Ausgleich, den
Torhüter Khune mit einer Glanzparade verhinderte. Von den
Einwechslungen von WM-Veteran Cuauhtemoc Blanco (für Vela) und
Hernandez (für Franco) erwartete sich Aguirre noch einmal Akzente.
Zunächst galt es für Mexiko, bange Momente im eigenen Strafraum zu überstehen. Der durchgebrochene Teko Madise (70.) wurde von Salcido leicht bedrängt und fiel, der Elferpfiff blieb aber aus.
Marquez erlöst Mexiko
Eine weite Flanke in den Strafraum der Südafrikaner leitete dann den
späten, aber keinesfalls unverdienten Ausgleich für Mexiko ein.
Südafrikas Kapitän Aaron Mokoena hob das Abseits auf und ermöglichte
Marquez in der 79. Minute, aus kurzer Distanz unbedrängt zum 1:1
einzuschießen.
Zwei zumindest schon erhoffte Punkte waren den Gastgebern damit aus den Händen geglitten, Mexiko hatte zumindest einen gerettet - und zunächst machten beide Teams den Eindruck, dass sie damit zufrieden waren. Bis zur letzten Minute passierte nichts mehr, und dann wurde Katlego Mphela doch noch fast zum Helden.
Stangenschuss in der letzten
Minute
Die einzige nominelle Spitze der Südafrikaner stürmte in der 90.
Minute in Richtung Mexiko-Torhüter Oscar Perez, setzte den Ball aus
fünf Metern Entfernung aber nur an die Stange. Alles in allem ein
gerechtes Remis, obwohl die Mexikaner letztlich auf die Hilfe des
Aluminiums angewiesen waren.
Harald Hofstetter, ORF.at
Gruppe A:
Freitag: Südafrika - Mexiko 1:1 (0:0)
Johannesburg, Soccer City, 85.000 Zuschauer (ausverkauft), SR Irmatow/Usbekistan
Torfolge:
1:0 Tshabalala (55.)
1:1 Marquez (79.)
Südafrika: Khune - Gaxa, Thwala (46./Masilela), Khumalo, Mokoena - Letsholonyane, Dikgacoi, Pienaar (83./Parker), Modise, Tshabalala - Mphela
Mexiko: Perez - Juarez, Marquez, Rodriguez, Salcido - Torrado, Aguilar (56./Guardado), Osorio - Dos Santos, Franco (73./Hernandez), Vela (69./Blanco)
Gelbe Karten: Dikgacoi, Masilela bzw. Juarez, Torrado
Die besten Spieler: Khune, Tshabalala bzw. Dos Santos, Marquez
Statistik:
Südafrika | Mexiko | |
Torschüsse | 5 | 5 |
Schüsse | 9 | 12 |
Fouls | 16 | 13 |
Eckbälle | 4 | 5 |
Abseits | 4 | 6 |
Ballbesitz | 42 Prozent | 58 Prozent |