Das direkte Duell zweier ebenbürtiger Mannschaften ging Mittwochabend vor 80.000 Zuschauern im Johannesburger Soccer-City-Stadion zwar mit 1:0 (0:0) an die DFB-Elf, doch beide Teams dürfen weitermachen, da Serbien gegen Australien nach 0:2-Rückstand kein Remis mehr erreichte und 1:2 verlor.
Prachttreffer sorgt für
Erleichterung
Mesut Özil sorgte mit seinem perfekten Weitschuss in der 60. Minute
für Erleichterung und nahm ganz Fußball-Deutschland die Angst vor
dem erstmaligen Ausscheiden in einer WM-Vorrunde.
©Bild: © Reuters/Kim Kyung Hoon |
Dafür wartet nun im Achtelfinale am Sonntag (16.00 Uhr, live in ORF1 und im Livestream) das Duell mit England. Ghana bekommt es Samstagabend mit den USA zu tun.
Boateng gegen Boateng
Bei Deutschland kam diesmal Jerome Boateng statt Holger Badstuber
dran, und so kam es zum Bruderduell mit Kevin-Prince Boateng. Im
DFB-Sturm ersetzte Cacau den gesperrten Miroslav Klose.
Beide Teams stürmten nicht kopflos drauflos, und so läuteten erst in der 14. Minute erstmals die Toralarmglocken. Doch Bastian Schweinsteiger fing im richtigen Moment einen guten Pass auf den alleine stehenden Asamoah Gyan ab. Eine Minute darauf säbelte Podolski auf der anderen Seite im Strafraum an einer Müller-Flanke vorbei.
Lahm rettet auf der Linie
Gegenseitiges Belauern stand auf dem Programm, ab und zu ergab sich
ein gefährlicher Vorstoß. So brachte ein Lahm-Vorstoß nur einen
Corner ein. DFB-Goalie Neuer warf sich bei einer Möglichkeit von
Ghana gerade noch auf den Ball (24.).
Im Gegenstoß tauchte Özil (25.) allein vor Kingson auf, brachte den Ball jedoch nicht am routinierten Ghana-Schlussmann vorbei. Lahm rettete bei einem Kopfball von Asamoah Gyan auf der Linie (26.).
Deutschland spielt
Der DFB-Elf gelang weiterhin nicht viel, lediglich der Ballbesitz
sprach für das Team von Jogi Löw.
Deutschland war zwar offensiver, vor allem Thomas Müller rackerte über rechts, Mesut Özil und Schweinsteiger versuchten, das Spiel nach vorne in die richtigen Bahnen zu lenken, Zählbares war aber nicht zu verzeichnen.
Erfolglose Versuche
In der 42. Minuten hatte Kingson Schwierigkeiten mit einem
Schweinsteiger-Freistoß. Doch auch die Nachschussversuche
Deutschlands brachten nichts ein. Ghana versuchte sich weiter
erfolglos mit dem Rezept "Flanke von rechts durch Ayew, Kopfball von
Gyan".
"Black Stars" fehlt der
Torinstinkt
Gleich nach der Pause nahm sich Podolski ein Herz, sein Weitschuss
ging aber weit über das Tor (46.).
Die "Black Stars" ihrerseits bewiesen mehrmals, dass ihnen im Abschluss etwas mehr Kaltblütigkeit guttun würde. So erwischte Kwadwo Asamoah den Ball nicht richtig und scheiterte am herauslaufenden Neuer (51.).
Özil eiskalt
Eiskalt war hingegen Özil in der 60. Minute. Der Bremen-Spielmacher
ließ 20 Meter vor dem Tor einen Querpass von Müller einmal
aufspringen und zog unhaltbar für Kingson zum 1:0 ab.
Prince Tagoe ließ hingegen nach Wiederanstoß bei einem Kopfball, der aus kurzer Distanz vom Unterschenkel Boatengs ins Torout prallte, die große Ausgleichschance aus.
Geschickte Ergebnisverwaltung
Deutschland sicherte in der letzten halben Stunde das Ergebnis ab,
und Ghana zitterte mit Australien, das schließlich im zweiten
Gruppenspiel in Nelspruit nach 2:0-Führung ein 2:1 über die Runden
brachte.
Der Anschlusstreffer von Marko Pantelic in der 84. Minute kam zu spät. Für Serbien, Sieger in Österreichs WM-Qualifikationsgruppe, waren die Titelkämpfe somit zu Ende.
Martin Wagner, ORF.at
Stimmen zum Spiel:
Joachim Löw (DFB-Teamchef): "Man hat gemerkt, dass ein großer
Druck auf der jungen Mannschaft lastet. Aber auch solche Spiele muss
man gewinnen. Das haben wir geschafft, und darüber bin ich
glücklich. Wir hätten aus unseren Möglichkeiten mehr machen können.
Im Spiel nach vorne waren wir nicht so zwingend. Wir haben auch
Fehler gemacht, aber das kann man diesen jungen Spielern nicht
vorwerfen. Es gibt schon noch einiges zu verbessern. Özil zeichnet
aus, das er seine zweite Chance im Spiel klasse genutzt hat."
Philipp Lahm (DFB-Kapitän): "Es war auch Glück dabei. Der Druck war groß, aber wir haben ihm standgehalten. Für uns war es ein besonderes Spiel, denn wir wollten unbedingt ins Achtelfinale. Das haben wir geschafft. Das Duell gegen England ist natürlich ein Klassiker. Die Vorfreude darauf ist groß. Wir schauen zuversichtlich nach vorne. Aber wir wissen, dass wir einiges besser machen müssen."
Mesut Özil (DFB-Torschütze): "Wir wussten, dass es gegen Ghana sehr schwer wird. Ich glaube, wir haben verdient gewonnen. Aber ich wusste, dass ich noch ein Tor mache. Heute hat für uns die K.-o.-Runde schon angefangen."
Milovan Rajevac (Ghana-Trainer): "Es war ein sehr schwieriges Spiel. Deutschland hatte den Sieg sehr nötig. Man hat gesehen, dass Deutschland eine der besten Mannschaften der Welt ist. Am wichtigsten ist, dass Ghana die einzige afrikanische Mannschaft ist, die das Achtelfinale erreicht hat. Wir haben keine Zeit, uns richtig zu freuen, wir müssen uns auf die USA vorbereiten."
Hans Sarpei (Ghana-Abwehrspieler): "Wir sind glücklich, das Achtelfinale erreicht zu haben. Das war das Wichtigste. Natürlich ist die Stimmung nach der Niederlage aber auch etwas betrübt. Vielleicht war es gut, Zweiter zu werden, wir spielen jetzt gegen die USA und wollen auch da gewinnen."
Gruppe D, dritter Spieltag
Mittwoch: Ghana - Deutschland 0:1 (0:0)
Johannesburg, Soccer-City-Stadion, 80.000 Zuschauer, SR Simon (BRA)
Tor: Özil (60.)
Gelbe Karten: A. Ayew bzw. Müller
Ghana: Kingson - Pantsil, Jonathan Mensah, John Mensah, Sarpei - Annan, Asamoah, A. Ayew, K.-P. Boateng, Tagoe (64./Muntari) - Gyan (82./Amoah)
Deutschland: Neuer - Lahm, Mertesacker, Friedrich, J. Boateng (73./Jansen) - Khedira, Schweinsteiger (81./Kroos) - Müller (69./Trochowski), Özil, Podolski - Cacau
Die Besten: Gyan bzw. Özil
Statistik:
Ghana | Deutschland | |
Torschüsse | 5 | 6 |
Schüsse | 17 | 13 |
Fouls | 11 | 5 |
Eckbälle | 4 | 7 |
Abseits | 3 | 4 |
Ballbesitz | 46 Prozent | 54 Prozent |