Im zweiten Spiel der Gruppe D entzauberte Serbien am Freitagnachmittag vor 38.000 Zuschauern im Nelson-Mandela-Bay-Stadion von Port Elizabeth den großen Favoriten 1:0 (1:0).
Goldtor, Gelb-Rot und Elferpleite
Das Goldtor gelang Milan Jovanovic in der 38. Minute. Eine Minute
davor hatte die DFB-Elf, die gegen gut verteidigende Serben nicht an
ihre Leistung gegen Australien anknüpfen konnte, den Ausschluss von
Miroslav Klose hinnehmen müssen.
Außerdem vergab Lukas Podolski in seinem Jubiläumsspiel einen Elfer (60.).
Trotzdem führt die Mannschaft von Joachim Löw vor dem Samstags-Spiel Ghana gegen Australien weiter die Gruppe an.
Vier Gelbe Karten in zehn Minuten
Löw vertraute seiner Siegerelf vom 4:0 gegen Australien, und die
ging gleich mit breiter Brust und entsprechend viel Elan ins Spiel.
Etwas zu viel im Fall von Torjäger Klose, dem auf den Allzeit-WM-Torrekord von Ronaldo (15) nur noch vier Treffer fehlen. Der Bayern-Stürmer sah in der elften Minute die erste Gelbe des Spiels. Es sollte nicht die letzte sein, auch nicht für Klose.
Serbien, im ersten Spiel 0:1-Verlierer im Duell mit Ghana, legte nach einigen Minuten den Respekt vor der DFB-Elf ab und hielt dagegen. Eine Folge waren drei weitere Verwarnungen durch den spanischen Schiedsrichter Alberto Undiano in den nächsten zehn Minuten.
Keine Lücke im Serben-Beton
Dann beruhigte sich das Spiel wieder, zwingende Chancen gab es auf
beiden Seiten nicht. Die Serben agierten nach dem "Schweizer
Modell", das den Eidgenossen eine 1:0-Sensation gegen Spanien
beschert hatte, und konzentrierten sich auf eine kompakte Defensive.
Deutschlands "junge Wilde" fanden keine Lücke im serbischen Abwehrbeton. Auf der anderen Seite probierte Aleksandar Kolarov sein Glück mit einem 25-Meter-Freistoß, der sein Ziel jedoch knapp verfehlte.
Deutschland sieht Rot
Getroffen hatte dann Klose - allerdings das Schienbein von Serbiens
Kapitän Dejan Stankovic. Undiano zögerte nicht und zeigte dem
DFB-Stürmer Gelb-Rot (37.).
Deutschland bekam prompt die Rechnung präsentiert. Beim nächsten Angriff der in Rot spielenden Serben stimmte die Zuordnung in der Defensive nicht. Der 2,02 Meter große Nikola Zigic leitete am Fünfer eine Flanke per Kopf weiter, und Jovanovic verwertete in der 38. Minute gegen den herauslaufenden Manuel Neuer zum 1:0.
©Bild: Reuters/Howard Burditt |
Den Standard-Lüttich-Kicker hielt es vor lauter Freude nicht, und er sprang jubelnd in den Graben vor dem serbischen Fansektor. Das war dem spanischen Referee ausnahmsweise keine Gelbe Karte wert.
Großchancen auf Ausgleich
Jetzt war Österreichs EM-Qualifikationsgegner gefordert, und beinahe
wäre noch vor der Pause in der zweiten Minute der Nachspielzeit der
Ausgleich gefallen.
Zuerst schoss Sami Khedira aus 15 Metern an die Latte, den abspringenden Ball wollte Thomas Müller per Fallrückzieher ins Netz befördern, doch Kolarov klärte auf der Linie.
Serbien macht die Räume zu
Die Statistik bewies, dass das Ergebnis nicht zu Unrecht 1:0 für die
Serben lautete. Sie waren drei Kilometer mehr gelaufen als ihre
Gegner. Auch in den ersten Minuten nach der Pause lief sich
Deutschland fest, Räume für schnelle Gegenstöße gab es selten.
Es wird hektisch
Zwei Möglichkeiten innerhalb von zwei Minuten boten sich Podolski,
doch der Köln-Stürmer vergab in seinem 75. Länderspiel nicht nur
diese beiden Chancen (57., 59.).
Nach einer Flugeinlage von Nemanja Vidic, bei der er den Ball mit weit von sich gestreckter Hand berührte, zeigte Undiano sofort auf den Elferpunkt.
Historischer Elferpleite von
Podolski
Bereits im Spiel gegen Ghana hatte Zdravko Kuzmanovic mit einem
unmotivierten Handspiel für einen Elfer und den 1:0-Sieg der
Afrikaner gesorgt.
Vidic sah diesmal "nur" Gelb, und auch die Serben kamen glimpflich davon. Denn "Prinz Poldi" schoss zu ungenau, Vladimir Stojkovic erriet die Ecke, und der Nachschuss wurde abgeblockt. Es war der erste vergebene Elfer einer deutschen WM-Mannschaft (ohne Elferschießen) seit 1974.
DFB-Team macht Druck, Löw tobt
Deutschland machte weiter Druck und drängte vor allem über links auf
den Ausgleich. Bei einem der seltenen Entlastungsangriffe der Serben
rettete die Stange nach einem Schuss von Milos Krasic (67.)
Deutschland vor dem Untergang.
In der 70. Minute mussten Müller und Özil für Cacau und Marko Marin Platz machen, Löw hoffte auf ein letztes Aufbäumen seiner Mannschaft. Chancen hatten aber die Serben - und Deutschland Glück. So streifte ein Zigic-Kopfball die Querlatte (74.).
Der wütende Löw trieb sein Team wild gestikulierend an, sämtliche Bemühungen Deutschlands blieben aber bis zum Schlusspfiff fruchtlos.
Martin Wagner, ORF.at
Gruppe D, zweiter Spieltag
Freitag: Deutschland - Serbien 0:1 (0:1)
Port Elizabeth, Nelson-Mandela-Bay-Stadion, 38.300 Zuschauer, SR Undiano (ESP)
Tor: Jovanovic (38.)
Deutschland: Neuer - Lahm, Mertesacker, Friedrich, Badstuber (77./Gomez) - Khedira, Schweinsteiger - Müller (70./Marin), Özil (70./Cacau), Podolski - Klose
Serbien: Stojkovic - Ivanovic, Vidic, Subotic, Kolarov - Krasic, Kuzmanovic (75./Petrovic), Stankovic, Ninkovic (70./Kacar), Jovanovic (79./Lazovic) - Zigic
Gelb-Rote Karte: Klose (37.)
Gelbe Karten: Khedira, Lahm, Schweinsteiger bzw. Ivanovic, Kolarov, Subotic, Vidic
Die Besten: Lahm, Khedira bzw. Krasic, Stojkovic, Jovanovic
Statistik:
Deutschland | Serbien | |
Torschüsse | 4 | 3 |
Schüsse | 15 | 10 |
Fouls | 19 | 10 |
Eckbälle | 7 | 1 |
Abseits | 3 | 3 |
Ballbesitz | 51 Prozent | 49 Prozent |