Der 31-Jährige soll seinen Coach Raymond Domenech in Südafrika in der Halbzeit des Gruppenspiels gegen Mexiko (0:2) als "Sohn einer Hure" beschimpft haben, nachdem der Teamchef angekündigt hatte, dass er ihn austauschen werde.
Anelka verlässt WM-Quartier
"Die Worte von Nicolas Anelka gegen den
Nationaltrainer Raymond Domenech sind völlig
inakzeptabel für den FFF, den französischen Fußball
und für die Werte, die er verteidigt", hieß es in
einem am Samstagabend auf der Seite des Verbandes
veröffentlichten Kommunique.
Anelka musste deshalb das WM-Quartier der "Bleus" schon am Samstagabend verlassen.
Chelsea-Profi verweigert Entschuldigung
Verbandspräsident Jean-Pierre Escalettes habe Anelka
bei einem Treffen mit Kapitän Patrice Evra dazu
aufgefordert, sich bei Domenech, dem Trainerstab und
dem gesamten Kader der französischen Mannschaft
sowie auch beim französischen Volk allgemein zu
entschuldigen, erklärte der FFF.
Da der Chelsea-Profi sich geweigert habe, habe Escalettes in Absprache mit Domenech und den Verantwortlichen der Delegation in Südafrika die sofortige Suspendierung von Anelka beschlossen.
Obszöne Worte
Die Entgleisungen von Anelka in der Pause des
zweiten WM-Spiels der Franzosen waren von der
Sporttageszeitung "L'Equipe" am Samstag enthüllt
worden. Anelka habe Domenech vor der gesamten
Mannschaft mit übelsten sexuellen Beleidigungen
attackiert, schrieb das Sportblatt.
Die obszönen Worte in großen Lettern auf Seite eins der Zeitung schockten die "Grande Nation". Prompt forderten Politiker, Funktionäre, Spieler und Trainer empört den WM-Ausschluss von Anelka, der die Zitate von "L'Equipe" aber bestritt. "Das sind nicht meine Worte", betonte der Chelsea-Star, gab aber zu, dass er und Domenech einander eine "heftige" verbale Auseinandersetzung geliefert hatten.
Für Anelka könnte der Zwischenfall noch ein Nachspiel haben, wurden doch bereits Forderungen laut, dass er sich vor dem Disziplinarrat des FFF verantworten soll. Verbands-Vizepräsident Christian Teinturier forderte etwa: "Er darf nie wieder das französische Trikot tragen!"
Der mit Anelka befreundete Journalist Arnaud Ramsay, der für den Spieler eine Biografie ("Anelka par Anelka") schrieb, räumte dagegen ein: "Er (Anelka, Anm.), wie so viele Nationalspieler auch, respektiert Domenech überhaupt nicht".
Schwache
Leistungen
Bei seiner ersten WM war
Anelka deutlich unter den
Erwartungen geblieben, wobei
das gesamte Team des
Vizeweltmeisters von 2006
und Champions von 1998
keinen guten Eindruck in den
ersten beiden Spielen
hinterließ.
Negativschlagzeilen
Und schon vor der Anelka-Affäre hatten "Les Bleus" für Negativschlagzeilen gesorgt: Nach dem Schlusspfiff der Partie gegen Mexiko zeigte William Gallas einem Reporter des französischen TV-Senders "TF1" auf dem Platz den Mittelfinger. Außerdem ist die Stimmung im französischen Team schon seit längerem alles andere denn gut:
Gallas ist sauer, weil Evra die Kapitänsrolle übernehmen durfte, bleibt deshalb im Quartier in Knysna meist auf dem Zimmer und boykottiert die Medien. Mittelfeldspieler Yoann Gourcuff soll hingegen von den meisten seiner Kollegen derart gemobbt worden sein, dass Domenech ihn gegen seine Überzeugung aus der Stammelf genommen hat.