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Fußballerische Bankrotterklärung

Frankreich spielte nicht nur schlecht, sondern auch ohne Feuer und Leidenschaft.
Frankreich ist drauf und dran, wie schon bei der WM 2002 und der EM 2008 in der Vorrunde auszuscheiden. Der Vizeweltmeister musste sich am Donnerstag Mexiko in Gruppe A völlig verdient mit 0:2 (0:0) geschlagen geben und blieb auch im zweiten Spiel ohne Torerfolg.

Die "Grande Nation" präsentierte sich vor 35.400 Fans im Peter-Mokaba-Stadion von Polokwane spielerisch wie ein Fußballzwerg und ging ohne Gegenwehr nach einer blamablen Vorstellung, die einer fußballerischen Bankrotterklärung glich, unter.

Die Treffer für die mannschaftlich geschlossen auftretenden Mexikaner erzielten die beiden Joker Javier Hernandez (64.) und Cuauhtemoc Blanco (79./Elfmeter)

©Bild: Reuters/Ivan Alvarado

Mexiko vor Achtelfinal-Einzug
Mexiko hält nach dem Sieg bei vier Punkten und ist auf dem besten Weg, zum fünften Mal in Serie ins WM-Achtelfinale einzuziehen. Dafür würde dem Team von Javier Aguirre schon ein Remis im letzten Gruppenspiel gegen Uruguay reichen.

Frankreich benötigt dagegen in dieser Partie einen Sieger und gleichzeitig einen eigenen Erfolg gegen Gastgeber Südafrika - was in dieser Form allerdings ein Ding der Unmöglichkeit scheint -, um doch noch in die nächste Runde aufzusteigen.

Domenech stellt um
Die spielerisch blasse Vorstellung gegen Uruguay blieb in Frankreichs Startformation nicht ohne Veränderungen. Spielmacher Yoann Gourcuff musste auf die Bank, für ihn rückte Franck Ribery ins Zentrum, und Florent Malouda startete auf der linken Seite.

Im Sturm bot Coach Raymond Domenech hingegen abermals Nicolas Anelka als Solospitze auf. Damit blieb Rekordtorjäger Thierry Henry entgegen den Erwartungen der französischen Medien wieder nur die Reservistenrolle.

Defensiv fahrlässige Franzosen
Während die Franzosen dank der Umstellung in den ersten Minuten offensiv engagierter auftraten, agierten sie diesmal defensiv fahrlässig. Technische Fehler, Abstimmungsprobleme und viele Fehlpässe prägten das Bild.

Mexiko mit guten Chancen
In der achten Minute schnappte dann auch noch die Abseitsfalle nicht zu. Drei Mexikaner liefen auf Goalie Hugo Lloris zu, doch der Eigensinn von Carlos Vela rettete "Les Bleus" vor dem 0:1. Statt in die Mitte zu passen, jagte der Arsenal-Legionär den Ball über das Tor.

Danach verfehlten Schüsse von Guillermo Franco (11.) und Carlos Salcido (18.) ihr Ziel. In der 27. Minute marschierte abermals Salcido ungehindert durch die indisponierte Abwehr, Lloris konnte den zu zentral platzierten Versuch aber parieren.

Ansteckende Verunsicherung
Bei Frankreich erfasste die Verunsicherung hingegen alle Manschaftsteile. Je weiter die erste Hälfte fortschritt, umso statischer wurde die Offensive. Mexikos Abwehr um Kapitän Rafael Marquez hatte keinerlei Probleme, sich auf die durchsichtig vorgetragenen Angriffe einzustellen.

Auch nach Seitenwechsel nahm Henry bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt dick in eine Decke gehüllt auf der Bank Platz. Für den völlig abgemeldeten Anelka kam Andre-Pierre Gignac. Schüsse von Malouda (54.) und Ribery (55.), die Mexiko-Goalie Oscar Perez entschärfte, blieben aber die matte Ausbeute.

Joker Hernandez sticht
Eine weit bessere Hand bei der Einwechslung bewies Mexiko-Coach Javier Aguirre. In der 55. Minute brachte er Hernandez für Verteidiger Efrain Juarez, und der Joker stach bereits kurz darauf.

Nach einem hohen Pass von Marquez startete der erste mexikanische Legionär von Manchester United aus abseitsverdächtiger Position, überspielte mit einem kurzen Haken Lloris und schob den Ball zur umjubelten 1:0-Führung ins leere Tor (64.).

Mexiko legt nach
Bezeichnend für die Leistung der Franzosen war, dass sie auch mit dem Rücken zur Wand nicht in der Lage waren, auch nur irgendwie gefährlich vor das gegnerische Tor zu kommen. Auch Coach Domenech unterließ Anfeuerungen jeglicher Art und verfolgte mit stoischer Miene das peinliche Treiben seiner Elf, als ginge ihn das alles nichts mehr an.

Die Bestrafung für diesen fußballerischen Offenbarungseid ließ nicht lange auf sich warten: Eric Abidal legte Pablo Barrera im Strafraum. Den fälligen Elfmeter verwandelte der ebenfalls eingewechselte 37-jährige Blanco bombensicher flach ins linke Eck (79.) zum verdienten Sieg.

Christian Wagner, ORF.at
 

Gruppe A, zweiter Spieltag

Donnerstag: Frankreich - Mexiko 0:2 (0:0)

Polokwane, Peter-Mokaba-Stadion, 35.400 Zuschauer, SR Al-Ghamdi (KSA)

Torfolge:
0:1 Hernandez (64.)
0:2 Blanco (79./Elfmeter)

Frankreich: Lloris - Sagna, Gallas, Abidal, Evra - Toulalan, Diaby - Govou (69./Valbuena), Ribery, Malouda - Anelka (46./Gignac)

Mexiko: Perez - Osorio, Moreno, F. Rodriguez, Salcido - Juarez (55./Hernandez), Marquez, Torrado - Giovani dos Santos, Franco (62./Blanco), Vela (31./Barrera)

Gelbe Karten: Toulalan (im nächsten Spiel gesperrt), Abidal bzw. Franco, Juarez (im nächsten Spiel gesperrt), Moreno, F. Rodriguez

Die Besten: Lloris, Evra bzw. Marquez, Moreno, Hernandez, Torrado

Statistik:

Frankreich Mexiko
Torschüsse 4 5
Schüsse 13 12
Fouls 22 25
Eckbälle 7 1
Abseits 2 4
Ballbesitz 53 Prozent 47 Prozent
 

Quelle: orf

 

 

 

 

 

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