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1:0 dank Matchwinner Fernandes

Ottmar Hitzfeld feiert mit der "Nati" einen der größten Siege der Schweizer Sportgeschichte.
Die Schweiz hat am Mittwoch für die erste große Überraschung der WM in Südafrika gesorgt. Ottmar Hitzfeld führte die Eidgenossen zu einem sensationellen 1:0 über Europameister Spanien, der auf dem Weg zum ersten WM-Titel gleich einen herben Rückschlag hinnehmen musste.

Im letzten Spiel der ersten Runde der Gruppenphase schoss Gelson Fernandes knapp nach der Pause das entscheidende Tor und sorgte dafür, dass die Schweiz bei WM-Endrunden seit 1994 ungeschlagen und 484 Minuten ohne Gegentor bleibt.

©Bild: APA/EPA/Daniel dal Zennaro

Für die Spanier war es die zweite Niederlage in den vergangenen 48 Spielen, die letzte passierte den Iberern im Vorjahr im Confederations-Cup-Halbfinale gegen die USA. Gegen die Schweiz hatte Spanien überhaupt noch nie verloren.

Torres noch auf der Bank
Der spanische Teamchef Vicente del Bosque verzichtete zunächst auf einen seiner Stürmerstars - Liverpool-Torjäger Fernando Torres sollte nach seiner Knieoperation noch geschont werden. Dafür hatte Barca-Kreativspieler Andres Iniesta seine Oberschenkelverletzung überwunden und war von Beginn an dabei.

Der deutsche "Nati"-Coach Hitzfeld, wie Del Bosque zweifacher Champions-League-Sieger, ersetzte den verletzten Alexander Frei durch Eren Derdiyok. Der Leverkusen-Legionär stürmte neben Routinier Blaise Nkufo, dem bei Twente Enschede nach der WM möglicherweise Marc Janko nachfolgt.

Spanier lassen Ball und Gegner laufen
Bei perfekten äußeren Bedingungen und 20 Grad Celsius nahm die Partie im Moses-Mabhida-Stadion in Durban den erwarteten Verlauf. Die spanische "Tiqui Taca"-Abteilung gab den Ball nur im Notfall an die Eidgenossen ab, die Hitzfeld-Elf musste ihr Heil in disziplinierter Abwehrarbeit und Entlastungsangriffen suchen.

Die gefürchtete Mittelfeldachse mit Xavi, Iniesta (beide Barcelona) und Xabi Alonso (Real Madrid) dirigierte das Spiel in gewohnter Manier, der letzte Pass auf EM-Torschützenkönig und Barca-Neuerwerbung David Villa kam aber nicht an. Den ersten gefährlichen Schuss (ins Außennetz) gab der aufgerückte Real-Außenverteidiger Sergio Ramos (18.) ab.

70 Prozent Ballbesitz, aber kein Tor
Goalie Diego Benaglio (Wolfsburg) musste erst in der 22. Minute bei einem "Schüsschen" von Iniesta eingreifen, wenige Augenblicke später konnte er sich gegen den im Strafraum plötzlich freistehenden Barca-Verteidiger Gerard Pique (23.) auszeichnen. Dass auch der spanische Starkeeper Iker Casillas anwesend war, fiel nach einem harmlosen Freistoß von Sampdoria-Legionär Reto Ziegler (28.) auf.

Zu schwach in die Mauer geschossen war ein Villa-Freistoß (30.) vom "Sechzehner", nachdem Stephane Grichtig den enteilten Iniesta zu Fall gebracht hatte. Der kuriose Ausfall des Abwehrchefs Philippe Senderos (36.), der seinen Mitspieler Stephan Lichtsteiner umgrätschte und sich verletzte, setzte Hitzfeld unter Zugzwang. Für Senderos kam Steve von Bergen (Hertha), trotz 70 Prozent Ballbesitz der Spanier hielt das Schweizer Bollwerk aber weiter stand.

Schweizer Führung aus dem Nichts
Nach der Pause dasselbe Bild: Spanien blieb überlegen, agierte vor dem Strafraum aber zu umständlich. Und dann schlugen die Schweizer wie aus dem Nichts zu: Ein weiter Abstoß von Benaglio landete vor den Beinen von Derdiyok, der plötzlich alleine auf Casillas zusprintete. Der Real-Torhüter brachte den Angreifer elfmeterwürdig zu Fall, der Ball war aber mittlerweile schon bei Gelson Fernandes gelandet.

Inmitten des um den Fünfmeterraum entstandenen Getümmels behielt der St.-Etienne-Mittelfeldspieler die Ruhe und staubte zum 1:0 (52.) ab, das den Spielverlauf völlig auf den Kopf stellte. 14:2-Torschüsse aus der Sicht der Spanier lieferten den Beweis dafür, da waren zwei hochkarätige Ausgleichschancen von Villa (61./Benaglio hält, 63./knapp an der rechten Stange vorbei) schon eingerechnet.

Torres und Navas bringen noch mehr Druck
Del Bosque musste reagieren und wechselte Torres für Sergio Busquets sowie Jesus Navas für David Silva ein. Eine Maßnahme, die noch mehr Druck auf, aber weiter keinen Ball ins Schweizer Tor brachte. Torres (68.) verzog knapp, Xabi Alonso (70.) donnerte den Ball an die Latte und Navas (72.) scheiterte an Benaglio.

Die Zeit lief dem Europameister längst davon und in der 74. Minute auch die Schweizer in einem schnellen Konter. Derdiyok probierte es mit dem Außenrist, traf aber nur die rechte Stange. Auf der anderen Seite vergab Ramos (79.) noch eine Riesenchance, die verzweifelte Schlussoffensive der Spanier brachte aber - auch in fünfeinhalb Minuten Nachspielzeit - nichts mehr ein.

Harald Hofstetter, ORF.at

Gruppe H, erster Spieltag

Mittwoch: Spanien - Schweiz 0:1 (0:0)

Durban, Moses-Mabhida-Stadion, 60.000 Zuschauer, SR Howard Webb (ENG)

Tor: 0:1 (52.) Fernandes

Spanien: Casillas - Ramos, Pique, Puyol, Capdevila - Busquets (62. Torres), Xabi Alonso - David Silva (62. Navas), Xavi, Iniesta (77.
Pedro) - Villa

Schweiz: Benaglio - Lichtsteiner, Senderos (36. Von Bergen), Grichting, Ziegler - Barnetta (92. Eggimann), Huggel, Inler, Fernandes - Nkufo, Derdiyok (79. H. Yakin)

Gelbe Karten: keine bzw. Grichting, Ziegler, Benaglio, H. Yakin

Die Besten: Iniesta, Ramos, Xabi Alonso bzw. Benaglio, Ziegler, Derdiyok

Statistik:

Spanien Schweiz
Torschüsse 8 3
Schüsse 24 8
Fouls 8 21
Eckbälle 12 3
Abseits 2 1
Ballbesitz 63 Prozent 37 Prozent
 

Quelle: ORF

 

 

 

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