Während die "Oranjes" zum dritten Mal nach 1974 und 1978 den Einzug in ein WM-Endspiel schafften, ging der sensationelle Erfolgslauf Uruguays zu Ende, womit auch der Traum, erstmals seit 60 Jahren wieder um den Titel spielen zu können, platzte.
Die Niederländer gingen durch ein Traumtor von Kapitän Giovanni van Bronckhorst (18) in Führung. Nach dem Ausgleich durch Diego Forlan (41.) erhöhten die "Oranjes" durch einen Doppelschlag durch Wesley Sneijder (70.) und Arjen Robben (73.). In der Nachspielzeit wurde die Partie durch den Anschlusstreffer von Maxi Pereira noch einmal dramatisch.
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Umstellungen bei Uruguay
Uruguay musste einige Umstellungen vornehmen. Für den gesperrten
Stürmer Luis Suarez stürmte Edinson Cavani an der Seite von Forlan.
Am bittersten war aber der Ausfall von Kapitän Diego Lugano. Der
Abwehrchef wurde wegen seiner Knieverletzung nicht rechtzeitig fit.
Den ersten Warnschuss der Partie gab Dirk Kuyt ab. Sein Versuch aus aussichtsreicher Position ging aber über das Tor (4.). Alvaro Parreira probierte es auf der Gegenseite mit einem frechen Schuss aus 40 Metern (6.). Ansonsten waren beide Teams in der Anfangsphase aber noch auf der Suche nach ihrem Rhythmus.
Ein Traumtor zur Führung
Bis zur 18. Minute erspielten sich die Niederländer einen Vorteil,
der auch prompt mit der Führung belohnt wurde - und zwar durch ein
echtes Traumtor. Vielleicht sogar der schönste Treffer dieser WM.
Van Bronckhorst, der nach der WM seine Karriere beenden wird, nahm sich aus 38 Metern und halblinker Position ein Herz, und wie ein Strich schlug der Ball via Innenstange im rechten Kreuzeck ein. Es war erst das sechste Tor des 35-Jährigen im 105. Länderspiel und sicher sein wichtigstes.
"Lebensgefährlicher" Forlan
schlägt zu
Die "Elftal" kontrollierte danach das Geschehen, konnte aber nicht
verhindern, dass das bis dahin harmlose Uruguay durch den vierten
WM-Treffer von Torjäger Forlan zum Ausgleich kam (41.). Goalie
Maarten Stekelenburg machte bei dem Weitschuss mitten auf das Tor
allerdings keine sonderlich glückliche Figur.
Es war der vierte WM-Treffer von Uruguays Kapitän, und zum Leidwesen der "Oranjes" sollte John Heitinga mit seiner Vorahnung recht behalten. "Der Mann ist echt lebensgefährlich, wenn er aus großer Entfernung zum Schuss kommt", warnte der Verteidiger vor der Partie.
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Uruguay mit Chance zur Führung
Nach der Pause brachte Bondscoach Bert van Marwijk mit Rafael van
der Vaart statt Demy de Zeeuw, der in der ersten Hälfte den Fuß
eines Gegners böse im Gesicht zu spüren bekam, einen weiteren
Kreativspieler.
Die erste Chance auf das 2:1 hatte aber Uruguay. Nach einem missglückten Rückpass von Khalid Boulahrouz musste Stekelenburg aus dem Tor eilen. Der Ball kam zu Pereira, dessen Schuss Van Bronckhorst vor der Linie zur Ecke klärte (52.).
Forlan-Freistoß als "Oranjes"-Weckruf
Danach verlor die Partie ein wenig an Dynamik. Beide Defensiven
agierten äußerst sicher und bedacht, mitreißende Höhepunkte waren
bis auf einen guten Freistoß von Forlan (67.), den Stekelenburg
entschärfte, Mangelware.
Der Freistoß war für die "Oranjes" aber wie ein Weckruf, denn bis dahin verschliefen sie die zweite Hälfte. Zunächst scheiterte Van der Vaart mit einem Schuss an Goalie Fernando Muslera (68.). Den Abpraller jagte Robben über das Tor.
Doppelschlag zur Entscheidung
Wenig später machten die Niederländer mit einem Doppelschlag binnen
180 Sekunden alles klar. Sneijder (70.) erzielte mit einem
abgefälschten Schuss von links im Strafraum das glückliche 2:0 und
damit seinen bereits fünften WM-Treffer, womit er in der
Torschützenliste zu Spaniens David Villa aufschloss.
Der Torjubel auf den Rängen war noch nicht abgeklungen, da hatten die niederländischen Fans angeführt von Prinz Willem Alexander schon wieder Grund zu feiern. Nach Flanke von Kuyt setzte Robben, der bis dahin eher blass agierte, einen platzierten Kopfball per Innenstange (73.) ins Tor.
Robben vergibt leichtfertig
Danach schien der Widerstand Uruguays gebrochen und der Käse für die
Niederländer gegessen zu sein. Die Südamerikaner konnten kaum noch
Akzente setzen. Robben, der alleine auf das Tor lief, vergab für die
"Oranjes" leichtfertig das 4:1 (86.), was sich beinahe noch rächen
sollte.
Dramatische Nachspielzeit
Maxi Pereira erzielte nämlich in der 92. Minute mit einem
Flachschuss den Anschlusstreffer. Danach folgten dramatische Momente
für die Niederländer. Statt drei Minuten ließ Schiedsrichter
Rawschan Irmatow fünf nachspielen.
Uruguay, das zu diesem Zeitpunkt schon ohne den wegen einer Verletzung ausgewechselten Forlan spielte, warf alles nach vorn und kam auch in den Strafraum. Gegen den orangen Abwehrwall gab es aber kein Durchkommen mehr, womit die Niederländer auf dem Weg ins Finale nach Johannesburg inklusive Qualifikation alle 14 Spiele gewonnen haben.
Christian Wagner, ORF.at
WM-Semifinale
Dienstag: Uruguay - Niederlande 2:3 (1:1)
Kapstadt, Green-Point-Stadion, 62.500 Zuschauer, SR Irmatow (UZB)
Torfolge:
0:1 Van Bronckhorst (18.)
1:1 Forlan (41.)
1:2 Sneijder (70.)
1:3 Robben (73.)
2:3 M. Pereira (92.)
Uruguay: Muslera - M. Pereira, Godin, Victorino, Caceres - Perez, Gargano, Arevalo, A. Pereira (78./Abreu) - Cavani, Forlan (84./S. Fernandez)
Niederlande: Stekelenburg - Boulahrouz, Heitinga, Mathijsen, Van Bronckhorst - Van Bommel, De Zeeuw (46./Van der Vaart) - Robben (90./Elia), Sneijder, Kuyt - Van Persie
Gelbe Karten: M. Pereira, Caceres bzw. Sneijder, Boulahrouz, Van Bommel
Statistik:
Uruguay | Niederlande | |
Torschüsse | 6 | 4 |
Schüsse | 12 | 11 |
Fouls | 15 | 16 |
Eckbälle | 4 | 5 |
Abseits | 4 | 5 |
Ballbesitz | 47 Prozent | 53 Prozent |