Die Elfenbeinküste kam im Parallelspiel zwar zu einem 3:0-Erfolg über Nordkorea, schied aber als drittplatzierte Mannschaft aus. Ob nun Gruppensieger Brasilien oder Portugal in der nächsten Runde gegen Spanien antreten muss bzw. ob sich der Europameister im Duell mit Chile überhaupt qualifiziert, stellt sich am Abend heraus.
Brasilianer ohne kreatives Trio
Brasiliens Teamchef Carlos Dunga musste den gesperrten Spielmacher
Kaka durch Roma-Legionär Julio Baptista ersetzen, für den
angeschlagenen Elano spielte Dani Alves. Robinho nahm auf der
Ersatzbank Platz, Nilmar bildete mit Julio Baptista und Luis Fabiano
das Sturmtrio der brasilianischen "Selecao".
In der portugiesischen "Seleccao" nahm Coach Carlos Queiroz im Vergleich zum 7:0 gegen Nordkorea vier Veränderungen vor. Die Verteidiger Duda und Ricardo Costa, Stürmer Danny sowie Real-Mittelfeldmann Pepe standen in der Startelf. Der in Brasilien geborene Regisseur Deco musste wieder verletzt passen.
Portugiesen lauern
Barcelona-Star Alves (6.) eröffnete die Partie mit einem beherzten
20-Meter-Weitschuss, der knapp am Tor von Portugal-Keeper Eduardo
vorbeistrich. Cristiano Ronaldo und die "Brasilianer Europas" fanden
zunächst keinen Weg in den Strafraum, Portugal lauerte vielmehr
tiefstehend auf schnelle Konter.
Ein rüdes Einsteigen gegen Pepe bescherte Fabiano (15.) die erste Gelbe Karte des Spiels, die bis dahin torgefährlichste Kombination der Portugiesen schloss Tiago (18.) mit einem weit verzogenen Volleyschuss von der Strafraumgrenze ab. Ansonsten hatte sich eine mäßig attraktive Pattstellung entwickelt, beide Torhüter waren weitgehend beschäftigungslos.
Kampf und Krampf
Taktische Fouls im Mittelfeld und Gehässigkeiten prägten das
"Bruderduell", das erhoffte Spektakel fand nicht statt. In der 30.
Minute stand Nilmar nach Querpass von Alves plötzlich alleine vor
Eduardo, Portugals Keeper konnte den Schuss des
Villarreal-Angreifers aus spitzem Winkel mit einer glänzenden
Reaktion an die Stange lenken.
©Bild: AP/Roberto Candia |
Das Angriffsspiel beider Teams blieb auch in der Folge Stückwerk, von flüssigem Kombinationsspiel und Ballzauber war nichts zu sehen. Ein aufgesetzter Kopfball von Fabiano (39.) stellte im Finish der ersten Hälfte die größte Bedrohung für die Portugiesen da.
An Ronaldo war das Spiel bis dahin vorbeigelaufen, den Brasilianern fehlten die Genieblitze von Kaka, Elano und Robinho. Gleich sieben vom mexikanischen Schiedsrichter Benito Archundia bis zur Pause verteilte Gelbe Karten charakterisierten die Partie treffend. Sie war hitzig, aber spielerisch enttäuschend.
Ronaldo und Co werden stärker
Nach dem Seitenwechsel entschloss sich auch Ronaldo (48.) zur
aktiven Teilnahme, der links durchgebrochene Real-Superstar blieb
mit einem Querpass aber am herangeeilten brasilianischen Kapitän
Lucio hängen. Einen gefährlich abgefälschten 30-Meter-Freistoß von
Ronaldo (50.) "betete" der schon in die andere Ecke unterwegs
gewesene Inter-Torhüter Julio Cesar über die Latte.
Nach exakt einer Stunde dann die größte Chance der Portugiesen, nachdem sich Ronaldo diesmal auf der rechten Seite durchgesetzt hatte. Wieder rauschte Lucio heran, spitzelte den Ball im Zweikampf aber entlang der Fünfmeterlinie direkt zu Portugal-Offensivmann Raul Meireles, der alleine vor Cesar kläglich vergab.
Rekordchampion enttäuscht
Enttäuschend nun die zurückhaltende Darbietung der Brasilianer, die
sich mehr schlecht als recht über die Zeit schaukeln wollten. Dass
Ronaldo sein Visier bei dieser WM noch nicht richtig eingestellt
hat, demonstrierte er in der 68. Minute mit einem 30-m-Freistoß in
Richtung Cornerfahne. Der Rekordweltmeister fand in der Offensive so
gut wie gar nicht mehr statt.
Eduardo hält verdienten Punkt
fest
Der eingewechselte Simao (77.) brachte das brasilianische
Abwehrbollwerk noch einmal in Verlegenheit, sonst hatte Lucio mit
seiner Viererkette in der Schlussviertelstunde alles im Griff. Über
60 Prozent Ballbesitz für Brasilien täuschten über eine wenig
inspirierte Vorstellung der ersatzgeschwächten Brasilianer hinweg.
Bei einem abgefälschten Schuss von Ramires (90.) lag ein glückliches Siegestor für Brasilien in der Luft, Eduardo bewahrte sein Team mit einer Glanzparade jedoch vor dieser sportlichen Ungerechtigkeit. Erfreulich am Aufstieg der beiden Mannschaften jedenfalls, dass Kaka und Ronaldo bei dieser WM vielleicht noch die Chance auf ihr Duell bekommen.
Harald Hofstetter, ORF.at
Gruppe G, dritter Spieltag
Freitag: Portugal - Brasilien 0:0
Durban, Moses-Mabhida-Stadion, 62.000 Zuschauer, SR Benito Archundia (MEX)
Portugal: Eduardo - Costa, Carvalho, Alves, Duda (54./Simao) - Danny, Tiago, Pepe (64./Mendes), Meireles (84./Veloso), Coentrao - Ronaldo
Brasilien: Julio Cesar - Maicon, Lucio, Juan, Michel Bastos - Dani Alves, Gilberto Silva, Felipe Melo (44./Josue) - Nilmar, Julio Baptista (82./Ramires), Luis Fabiano (85./Grafite)
Gelbe Karten: Coentrao, Duda, Pepe, Tiago bzw. Luis Fabiano, Juan, Melo
Die Besten: Tiago bzw. Lucio, Dani Alves
Statistik:
Portugal | Brasilien | |
Torschüsse | 3 | 5 |
Schüsse | 13 | 19 |
Fouls | 11 | 18 |
Eckbälle | 4 | 7 |
Abseits | 2 | 0 |
Ballbesitz | 40 Prozent | 60 Prozent |