Die Italiener waren über das gesamte Spiel zwar die stärkere Mannschaft, brachten sich durch Abschlusschwäche und ungewohnte defensive Unkonzentriertheiten aber selbst um den Sieg. Letztlich musste die "Squadra Azzurra" sogar froh sein, dass Daniele de Rossi nach etwas mehr als einer Stunde noch der Ausgleich gelang.
Sechs Weltmeister in Startelf
Marcello Lippi begann mit sechs seiner Weltmeister von 2006. Goalie
Gianluigi Buffon, die Verteidiger Gianluca Zambrotta und Fabio
Cannavaro, Mittelfeldspieler De Rossi sowie die Stürmer Vincenzo
Iaquinta und Alberto Gilardino fanden Platz in der
4-3-3-Startformation.
Riccardo Montolivo spielte für den verletzten Andrea Pirlo und übernahm gemeinsam mit Claudio Marchisio die Spielmacherrolle. Paraguay-Teamchef Gerardo Martino ließ Manchester-City-Stürmer Roque Santa Cruz vorerst auf der Bank und das Borussia-Dortmund-Sturmduo Nelson Valdez/Lucas Barrios beginnen.
Italien sofort am Drücker
Bei stürmischen Bedingungen und heftigem Regen sahen 64.100
Zuschauer in Kapstadt eine vom Titelverteidiger offensiv geführte
Anfangsphase. Der mexikanische Schiedsrichter Benito Archundia, der
gleich in der ersten Minute ein Rot-würdiges Foul von Cristian
Riveros an Montolivo übersah, ließ die Partie laufen, und die
Italiener suchten ihr Heil ohne großes Abtasten im Angriff.
Vor allem Mittelfeldmotor De Rossi (Roma), Marchisio (Juventus) und Udinese-Offensivmann Simone Pepe präsentierten sich äußerst spielfreudig. Paraguay kam kaum aus der eigenen Spielhälfte und vermochte den Ball nur kurze Augenblicke in den eigenen Reihen zu halten. Was bei Italien fehlte, war der entscheidende Pass in den Strafraum.
Optische Überlegenheit ohne Wert
So dauerte es bis zur 21. Minute, ehe Montolivo einen Konter mit dem
- allerdings viel zu schwachen - ersten Torschuss abschloss. Im
Gegenzug sorgte Verteidiger Aureliano Torres (22.) mit einem zu weit
rechts angetragenen Weitschuss für die erste halbwegs gefährliche
Aktion Paraguays.
Beim zweiten Eckball der Italiener (29.) rettete dann Innenverteidiger Alcaraz in höchster Not. Die Südamerikaner fanden in der Offensive weiterhin nicht statt - zumindest standen die "Albirroja" (Weißroten) aber hinten kompakt genug, um Pepe, Iaquinta und Gilardino vom Tor fernzuhalten.
Alcaraz köpfelt Paraguay in
Führung
Während der Regen immer stärker wurde und den Spielern fast
waagrecht ins Gesicht peitschte, kam Paraguay in der 39. Minute zum
ersten Freistoß in Strafraumnähe. Torres brachte den Ball hoch
herein, Alcaraz (FC Brügge) übersprang den zu spät reagierenden
Cannavaro und köpfelte aus etwa sieben Meter Entfernung zum 1:0 ein.
©Bild: APA/Helmut Fohringer |
Buffon war machtlos, und die "Azzurri" schlichen wie die sprichwörtlichen "begossenen Pudel" in die Umkleidekabine. Nach dem Seitenwechsel musste Lippi den angeschlagenen Buffon (eingeklemmter Ischias-Nerv) im Tor durch Federico Marchetti ersetzen. Wenn Paraguay in die Nähe des Cagliari-Keepers kam, dann aber nur über Standardsituationen.
Eckball führt zum Ausgleich
Italiens
In der 56. Minute brannte es um Abwehrchef Cannavaro und Co. aber
plötzlich wieder lichterloh. Enrique Vera übernahm einen langen Ball
in den Strafraum ohne Umschweife und verfehlte das rechte Kreuzeck
aus spitzem Winkel nur knapp. Italien hatte zwar nach wie vor mehr
vom Spiel, ließ in der Offensive aber weiter Kreativität und
Effizienz vermissen.
Dass der Ausgleich der "Squadra Azzurra" in der 63. Minute aus einem Eckball resultierte, kam also wenig überraschend. Umso überraschter durfte man aber sein, dass Paraguay-Keeper Justo Villar den von Pepe getretenen Corner völlig unbedrängt verfehlte und De Rossi damit ermöglichte, den Ball aus kurzer Entfernung volley über die Linie zu drücken.
Italiens Schlussoffensive
unbelohnt
Zwingend hatte sich Italien zwar nicht präsentiert, unverdient war
das 1:1 aber keinesfalls. Beide Teamchefs brachten mit Santa Cruz
(für Valdez) und Oscar Cardozo (für Barrios) bzw. Di Natale (für
Gilardino) neue Offensivkräfte, wirklich torgefährliche Aktionen
blieben dennoch Mangelware.
Montolivo (83.) und Pepe (86.) kamen dem Siegestor für Italien noch am nähesten, fanden im stärker werdenden Villar aber ihren Meister. Die Schlussoffensive der etwas zu umständlichen Italiener blieb unbelohnt, Paraguay durfte sich über den Punkt wie über einen Sieg freuen.
Harald Hofstetter, ORF.at
Gruppe F, 1. Spieltag
Montag: Italien - Paraguay 1:1 (0:1)
Kapstadt, Green-Point-Stadion, 64.100 Zuschauer, SR Archundia/Mexiko
Torfolge:
0:1 (39.) Alcaraz
1:1 (63.) De Rossi
Italien: Buffon (46. Marchetti) - Zambrotta, Cannavaro, Chiellini, Criscito - Montolivo, De Rossi - Pepe, Marchisio (59. Camoranesi), Iaquinta - Gilardino (72. Di Natale)
Paraguay: Villar - Bonet, Alcaraz, Da Silva, Morel - Caceres - Vera, Riveros, Torres (60. Santana) - Valdez (68. Santa Cruz), Barrios (76. Cardozo)
Gelbe Karten: Camoranesi bzw. Caceres
Die Besten: De Rossi, Pepe bzw. Alcaraz, Vera
Statistik:
Italien | Paraguay | |
Torschüsse | 5 | 1 |
Schüsse | 10 | 8 |
Fouls: | 15 | 15 |
Eckbälle | 8 | 4 |
Abseits | 4 | 2 |