Kurt Jara feiert am 14. Oktober
seinen 60. Geburtstag
Fußball-Legende Kurt Jara feiert am 14. Oktober
seinen 60. Geburtstag. Nach seiner aktiven Karriere wechselte der 59-fache
ÖFB-Teamspieler ins Trainerfach, coachte Erstligaclubs in der Schweiz,
Deutschland und Österreich. Seit Sommer 2006 und seinem mit einer
außergerichtlichen Einigung beigelegten Rechtsstreit mit dem FC Salzburg, hat
der Tiroler seinen Brotberuf allerdings nicht mehr ausgeübt.
Im Interview mit der Austria Presse Agentur (APA) sprach der passionierte
Golfer, der seine Zelte sowohl in Innsbruck als auch in der Nähe Valencias
aufgeschlagen hat, über das ÖFB-Team, die 78er-Generation und seine
Jobaussichten.
APA: Sie galten zu Beginn des Jahrtausends als heiße Trainer-Aktie, sind
seit viereinhalb Jahre nicht mehr im Trainergeschäft. Was machen Sie derzeit?
Jara: "Es geht mir sehr gut. Ich habe viel Freizeit, schaue viel Fußball
und spiele viel Golf. Es ist eine Herausforderung, den kleinen Ball zu treffen.
Den großen habe ich, glaube ich, ganz gut getroffen."
APA: Wie groß sind die Chancen, Sie noch einmal auf einer Trainerbank zu
erleben?
Jara: "Es sind immer wieder Angebote da, die mich aber nicht
interessieren. Ich nehme einfach nicht alles an. Abgeschlossen habe ich damit
sicher nicht. Ich fühle mich jung und fit genug, habe die Erfahrung und auch
schon gewisse Stationen hinter mir."
APA: Wie müsste das Angebot aussehen, das Sie noch interessiert?
Jara: "Es müsste sportlich interessant sein, ein Verein, bei dem man
etwas bewegen kann. Und es müsste in einem Land sein, in dem man sich wohlfühlen
kann."
APA: Das wäre ja auch in Österreich der Fall.
Jara: "In Österreich gibt es nur zwei interessante Trainerposten. Das
sind Rapid und die Nationalmannschaft. Das würde mich reizen. Aber ich dränge
mich da nicht auf."
APA: Und ihr Sager, dass sie östlich von Salzburg keinen Job mehr
annehmen wollen?
Jara: "Na klar. Das sagt man, wenn man in Tirol Trainer ist und den
Konkurrenzkampf mit den Wiener Clubs schüren will. Das darf man dann nicht als
bare Münze nehmen. Ost gegen West, das war immer interessant."
APA: Inwiefern hängt Ihre derzeitige Situation mit dem langwierigen
Rechtsstreit mit Salzburg zusammen?
Jara: "Geschadet hat es mir in dem Sinn, dass ich seitdem keinen Job
gefunden habe. Solange das gelaufen ist, haben sich viele nicht getraut, mich zu
fragen. Und jetzt nehme ich nicht mehr alles an."
APA: Bereuen Sie es, zu Salzburg gegangen zu sein?
Jara: "Wenn ich damals in Kaiserslautern geblieben wäre, wäre ich jetzt
noch in Deutschland Trainer, da bin ich überzeugt. Aber den Schritt habe ich
gemacht, da bin ich allein verantwortlich."
APA: Würde Sie Innsbruck, mit dem sie ja zweimal Meister waren, noch
reizen?
Jara: "Ich bin keiner, der immer wieder zurückkehrt. Die Ansprüche
schießen dann so schnell in den Himmel, dem kann man dann nicht gerecht werden."
APA: Was sagen Sie zum derzeitigen Höhenflug Ihres Ex-Clubs?
Jara: "Ich bin positiv überrascht. Es ist nicht nur wunderschön, dass wir
in Innsbruck wieder Bundesliga-Fußball sehen, sondern auch vorne dabei sind und
die Leute wieder aus den Tälern zum Fußball kommen."
APA: Ist in Österreich ein Trainerposten frei, werden Sie mit schöner
Regelmäßigkeit medial ins Spiel gebracht. Zuletzt im Zusammenhang mit der Krise
beim LASK.
Jara: "Es ist immer wieder beruhigend, dass man genannt wird, weil man
nicht ganz vergessen ist. Vielleicht will sich der eine oder andere mit meinem
Namen auch etwas Ruhe verschaffen, dass die anderen dann ruhig weiterverhandeln
können."
APA: Die sogenannte 78er-Generation, der auch Sie angehören, wurde und
wird immer wieder verteufelt, für Stillstand im heimischen Fußball
mitverantwortlich gemacht. Ist das einfach falsch oder kann man das durchaus
differenzierter sehen?
Jara: "Ich glaube das eher nicht. Man war damals sehr erfolgreich, und
alle die nachher kamen, wurden an dem gemessen, das kann's ja nicht sein. Und
als Trainer? Mein Gott, der Prohaska war als Letzter bei einer WM dabei. Und ich
war auch nicht unerfolgreich. Der HSV hat mit mir den letzten Titel geholt
(Ligapokal 2003, Anm.). Der Krankl hat keine schlechteren Ergebnisse gehabt als
seine Nachfolger. Ich glaube eher, dass man da ein bisschen leidvoll drauf
schaut. Vielleicht ist aber durch diese Erfolge die Jugendarbeit hintangestanden."
APA: Wo steht die heutige ÖFB-Auswahl?
Jara: "Das wird man sehen, für mich zählen nur Ergebnisse. Man hat
relativ viele Spieler im Ausland, das sind sehr gute Talente. Nicht jeder kann
permanent spielen, das hängt auch mit den letzten Jahren zusammen, dass der
österreichische Fußball nicht das Renommee hat."
APA: Was sagt ein erfahrener Trainer zu Typen wie Marko Arnautovic?
Jara: "Das ist wieder ein Fußballer, wo man etwas Unerwartetes erwarten
kann. Ich glaube schon, dass solche Typen in den vergangenen Jahrzehnten von
vielen zurechtgestutzt wurden und ihre Individualität und Genialität verloren
haben. Klar muss es mannschaftlich funktionieren, aber solche Spieler geben dann
den Ausschlag."
Kurt Jara |
Spielerinformationen |
Voller Name |
Kurt Jara |
Geburtstag |
14. Oktober 1950 |
Geburtsort |
Innsbruck, Österreich |
Größe |
178 cm |
Position |
Mittelfeldspieler |
Vereine als Aktiver |
Jahre |
Verein |
Spiele (Tore) |
1969–1973
1973–1975
1975–1980
1980–1981
1981–1985 |
FC Wacker Innsbruck
FC Valencia
MSV Duisburg
FC Schalke 04
Grasshoppers Zürich |
114 (40)
57 (11)
160 (20)
31 0(2)
110 (24) |
Nationalmannschaft |
1978–1982 |
Österreich |
59 (15) |
Stationen als Trainer |
1986–1988
1988–1991
1991–1994
1994–1995
1996–1997
1997–1998
1999–2001
2001–10/2003
2/2004–2005
2005–2006 |
Grasshoppers Zürich
FC St. Gallen
FC Zürich
VfB Mödling
Skoda Xanthi
APOEL Nikosia
FC Tirol Innsbruck
Hamburger SV
1. FC Kaiserslautern
FC Red Bull Salzburg |
Quelle: APA
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