Thomas Muster bei Comeback chancenlos
Der 42-jährige Österreicher unterlag am Dienstag beim mit 150.000 Dollar dotierten Challenger (2. Kategorie) von Braunschweig dem Iren Conor Niland nach 76 Minuten mit 2:6,1:6.
Muster hatte seit 1999 kein professionelles Match auf der ATP-Tour mehr gespielt.
Muster
zufrieden
Trotz der glatten Niederlage gab sich Muster nach
seinem nicht nur in Deutschland viel beachteten
"Comeback-Match" zufrieden.
"Das war genau das, was ich nach drei Wochen Training erwarten konnte", sagte der ehemalige Weltranglisten-Erste.
Muster will intensiv
trainieren
Was zunächst vielfach
als PR-Gag gehandelt
worden war, ist für
Muster aber gerade Mal
ein Neu-Anfang.
Denn der ehrgeizige Steirer, der in seiner erfolgreichen Karriere 44 ATP-Turniere gewonnen hat, ruht sich auch jetzt nicht auf den Lorbeeren. 2010 will er noch intensiv trainieren und einige Überprüfungsturniere spielen, bis 2012 sollen dann aber sogar noch ATP-Turniere folgen.
"Meine Frau hat mir bis 45 erlaubt, meine spätpubertäre Phase auszuleben und Tennis zu spielen", scherzte Muster.
2.000 Fans wollten
"Muster schauen"
An die 2.000 Fans waren
trotz Fußball-WM und
fast 30 Grad im Schatten
in den Braunschweiger
Bürgerpark gekommen, um
auf der Anlage des
örtlichen Tennis- und
Hockey-Clubs das "Urlaubsende"
des offiziell nie
zurückgetretenen
Österreichers
mitzuerleben.
Was sie sahen war bemerkenswert unterhaltend, auch wenn Muster wie befürchtet das Tempo des 28-jährigen Iren, der gerade einen Challenger in Israel gewonnen hat und als 165. der Welt sein Karriere-Hoch erlebt, oft nicht mitgehen konnte.
Muster hatte dabei natürlich die Gunst des Publikums auf seiner Seite, das Rad der Zeit konnte er aber wie erwartet nicht zurückdrehen.
Muster macht 0:2-Rückstand wett
Zumindest im ersten Satz machte der frühere Weltranglisten-Erste seinem um 14 Jahre jüngeren Gegner mit seinem Winkelspiel und langen Ballwechseln aber durchaus Probleme und bewies, dass er mit ernsthaftem Training durchaus ein ernstzunehmender Gegner werden kann.
Nach schnellen 0:2-Rückstand schaffte Muster das Rebreak und als er sogar Breakball auf eine 3:2-Führung hatte, war für den Leibnitzer eigentlich nichts mehr zu verlieren.
Weil der verheiratete Vater zweier Kinder aber dann körperlich zurückfiel und sich auch die Fehler häuften, war die Geschichte danach schnell gegessen.
Muster machte nur noch ein Game und während alleine der erste Satz 53 Minuten gedauert hatte, war das gesamte Match dann nach 76 Minuten vorbei.
"Es war genau wie erwartet"
"Es war genau wie erwartet. Bei 45 Minuten bis eine Stunde liegt derzeit eben mein Potenzial", erklärte der Steirer.
"Auch das Resultat ist okay. Im zweiten Satz war die koordinative Seite aufgrund der körperlichen Verfassung einfach nicht gegeben. Defizite gibt's bei mir derzeit noch praktisch überall, schlagtechnisch ist es schon recht okay", ergänzte Muster. "Für so eine Leistung nach nur drei Wochen muss ich mir eigentlich selbst Respekt zollen."
Muster wird beim Turnier in Braunschweig, dessen Schirmherr der niedersächsische Ministerpräsident und Präsidentschafts-Kandidat Christian Wulff ist, auch noch Doppel spielen und seinen Ex-Kollegen Michael Stich als inoffizieller 2. Turnierdirektor unterstützen.
Bisher hatte Muster in der "Löwen-Stadt" zwischen Hannover und Berlin nur Schaukämpfe bestritten und der Reihe nach Boris Becker, Mats Wilander und zuletzt Michael Stich besiegt.
"Will nur mir selbst etwas beweisen"
Jetzt aber will es Muster nochmals wirklich wissen, "ich will aber niemandem außer mir selbst etwas beweisen."
Deshalb hat er sich nun 12 Monate intensives Training vorgenommen. "Braunschweig kam sicher etwas zu früh", machte Muster klar, dass das Match gegen Niland aus seiner Sicht erst der Anfang war.
Dass er sich selbst als Denkmal demontieren könnte, weist Muster von sich. "Man wird weder das Stade Roland Garros sprengen noch das Papier vernichten, auf dem steht, dass ich 44 Turniere gewonnen habe. Kritische Stimmen sind gut, weil sie polarisieren, waren mir aber immer schon wurscht."