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"Habe gezeigt, dass man auf Jungen setzen kann"

 
Tel Aviv  - Österreichs Davis-Cup-Team hat am Sonntag im "Hexenkessel" von Tel Aviv heimische Tennis-Geschichte geschrieben.

Nach dem zweiten Einzelpunkt von Jürgen Melzer durch einen 6:4,6:0,6:3-Sieg über Dudi Sela, zeigte Martin Fischer bei seinem Debüt unter rot-weiß-roter Fahne eine sensationelle Leistung.

Der 24-jährige Vorarlberger steckte den Satzverlust vor 6.000 ekstatischen Zuschauern gegen Harel Levy weg und siegte nach 2:07 Stunden noch mit 2:6,6:3,6:0,6:3.

"Bin ruhig geblieben"

Erstmals seit dem erstmaligen Aufstieg in die Weltgruppe 1988 schaffte es ein ÖTV-Team, einen 1:2-Rückstand noch in einen 3:2-Sieg zu verwandeln.

"Ich habe gewusst, dass es schon schwer genug ist, da draußen bei 2:2 das Debüt zu gewinnen. Aber rauszugehen und von der ersten Sekunde an das beste Tennis zu spielen, ist unmöglich. Darum bin ich auch ruhig geblieben", erklärte Fischer seine unerhörte Coolness, mit der er den ersten Satz weggesteckt hatte.

Die Nervosität sei nicht so groß gewesen wie erwartet.

Doch all die Gedanken von vor dem Match dürfen auf dem Platz keine Rolle mehr spielen.

"Da geht es einfach nächster Punkt, nächster Punkt und wie kann ich ihm wehtun? So konsequent, wie ich das hier durchgezogen habe, da kann ich drauf stolz sein."

"War in dem Tunnel drinnen"

Noch auf dem Platz hat Fischer erklärt, dass er die Stimmung gegen sich einfach weggeblendet hat und sich vorgestellt hat, dass die Leute für ihn schreien.

"Ich habe mitbekommen, wie es zugeht, wenn du nur zwei Schritte auf den Schiedsrichter zu machst. Ich wollte ihnen keine Angriffsfläche bieten. Ich war irgendwie in dem Tunnel drinnen und habe geschaut, dass ich bis zum Schluss nicht mehr rauskomme."

"Habe gezeigt, dass man auf Jungen setzen kann"

Für die Karriere der aktuellen Nummer 134 der Welt könnte dieser Sieg einen enormen Schub bedeuten.

"Wenn man dich als kleines Kind fragt, wovon träumst du - ist es das größte Ziel, bei 2:2 im Davis Cup einzulaufen und das für dein Land heimzuspielen. Wie es meine Karriere verändert, werden wir sehen. Aber ich habe gezeigt, dass man auch einmal riskieren kann und auf die Jungen setzen kann", sagte ein sehr emotionaler Fischer mit Tränen in den Augen.

Melzer erfüllt Pflicht

Bereits zuvor hatte Melzer mit dem zweiten Drei-Satz-Sieg die Ausgangsposition für den Sieg neuerlich geschaffen.

Nach 2:15 Stunden hatte er Dudi Sela schon zum zweiten Mal in diesem Jahr sicher in drei Sätzen besiegt, freilich unter extrem lauten Bedingungen.

"Es war super, ich habe wirklich ein sehr gutes Match gespielt", freute sich Melzer, der nach einem ausgeglichenen Start bis zum 4:4 etwas Tempo aus seinem Spiel herausgenommen hat.

"Ich habe dann mehr Flugbahn gespielt und bin mehr auf Länge gegangen. Er hat dann angefangen, mehr Fehler zu machen. Ich habe auch über das ganze Match hinweg sehr gut serviert", freute sich der diesjährige French-Open-Halbfinalist. "Aber ich habe wirklich zwei Superleistungen im Einzel gebracht."
Zuversicht nach Satz-Ausgleich

Danach stürmten Melzer und Kollegen nach dem Satzausgleich Fischers in die Kabinen, mit einem zuversichtlichen Grinsen im Gesicht.

Denn sie schienen zu wissen, dass Fischer den Länderkampf nun nach Hause spielt.

Dementsprechend wurde "Fisch" wie Fischer genannt wird, auch von seinem Teamkollegen später gefeiert.

Auch Team-Bespanner Erwin Enzinger hatte Fischer nach verlorenem ersten Satz gelobt. "Der macht das schon, da bin ich sicher", versprühte er Zuversicht - und sollte Recht behalten.

Schallers Risiko belohnt

Ein ganz persönlicher Sieg war es auch für den zuletzt in manchen Medien immer wieder scharf kritisierten Gilbert Schaller.

Der ÖTV-Kapitän ist das Risiko eingegangen, beide Debütanten im Einzel einzusetzen.

Fischers Einsatz im entscheidenden Schlusseinzel war schon im Vorfeld so besprochen worden, am Samstagnachmittag setzte Schaller diesen Wunsch in die Tat um und teilte den Spielern seine Entscheidung mit.

"Ich wage mir nicht vorzustellen, wenn es ins Auge gegangen wäre, aber ich kenn' den Fisch ewig. Ich habe das Gefühl gehabt, wenn ein Spieler es bei 2:2 schafft aus der nächsten Generation, dann ist es er", freute sich Schaller, der allerdings eine derart eindrucksvolle Leistung auch nicht erwartet hätte.

"Das zeigt, was in dem Martin Fischer drinnen steckt."

Wie geht es weiter?

Schon sehr bald hat das reguläre Turniertennis die ÖTV-Helden wieder:

Für Melzer geht es auf der großen ATP-Tour am Freitag Richtung Bangkok weiter, Fischer spielt gleich in der kommenden Woche den Hartplatz-Challenger in Izmir.

Mit einem Selbstvertrauen im Gepäck, das ihm wohl kein Training auf der Welt bringen kann.

Quelle: APA

 

 

 

 

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