Florian, was genau macht ein
Rennleiter?
Mein Job
ist es, im Vorfeld Leute zu organisieren
und einzuteilen und die ganzen
Vorbereitungen zu treffen: Wie viel
Material müssen wir haben, wie viele
B-Netze, wie viele Schneefräsen und so
weiter. Dann den Aufbau steuern: Ich
muss die Strecke herrichten und mich mit
den Pistenarbeitern absprechen. Während
des Rennens bin ich dann der
Ansprechpartner für die FIS.
Wer sind denn Deine Arbeiter?
Wir
haben die Stammhelfer, die jedes Jahr
dabei sind oder zumindest schon über
mehrere Jahre, und dann haben wir die
„neuen Helfer“, die Volunteers. Und
gerade die Abschnittsleiter kennen sich
in ihrem Abschnitt auf der Strecke so
gut aus. Sie wissen, wo jedes Netz
stehen muss, wo welche Probleme
entstehen, wie man absperren muss, damit
die Leute richtig rutschen, diese ganzen
Details. Und da wissen die auch oft mehr
als ich!
Einige Fahren haben sich über die
Pistenverhältnisse auf der Kandahar
beschwert. Fühlst Du Dich dadurch
persönlich angegriffen?
Ich bin
zwar nicht persönlich die Pistenraupe
gefahren, aber ich muss es verantworten
bei den Herren. Ich fühle mich überhaupt
nicht persönlich angegriffen, aber ich
sehe die Kritik. Wenn man sich aber die
Situation in Garmisch-Partenkirchen seit
Mitte Dezember anschaut, mit wenig
Neuschnee und warmen Temperaturen, dann
wird der Schnee sehr alt und bindet
nicht mehr richtig. Da war es einfach
die richtige Entscheidung, neuen
Kunstschnee zu machen als es kalt
geworden ist, Wasser dazu zu geben und
den Schnee dann zu verschieben. Das ist
auch ganz bewusst so gemacht worden,
weil so eine Wärmeperiode, wie wir sie
jetzt haben, vorausgesagt wurde. Und
wenn Mitte Februar das Ziel auf 700
Meter ist, braucht man einfach einen
gewissen Stock an harter – nicht
eisiger – aber an solider Konsistenz,
damit man immer jeden Tag darauf fahren
kann. Und unter diesen Voraussetzungen
war das einfach die richtige
Entscheidung. Dass Lindsey Vonn, jetzt,
wo sie nicht ganz fit ist, damit nicht
zurechtkommt, ist klar, das ist
vielleicht auch ein bisschen die
Enttäuschung über den mangelnden Erfolg.
Wenn man vorher die Abfahrt gewonnen hat
und jetzt gibt es auf einmal eine neue
Abfahrts-Weltmeisterin. Von Lizz Görgl
hab ich keine Kritik gehört. Und
deswegen fühle ich mich da nicht
persönlich angegriffen. Mir tut es ein
bisschen leid um die Streckenarbeiter,
die den ganzen Tag schütteln und
schaufeln, die sich sehr mit der Piste
identifizieren und denen dann die Arbeit
praktisch schlecht gemacht wird.
Wie ist insgesamt Dein Eindruck von der
WM?
Es ist
eine Wahnsinns-WM. Wir hatten nicht
einen Tag, wo wir nicht gefahren sind.
Hast Du von dem, was sich abseits der
Pisten in Garmisch-Partenkirchen
abspielt, auch schon was mitbekommen?
Ich hab
ein bisschen was vom Konzert von der
Christina Stürmer gesehen. Am Samstag
war auf der Straße total viel los, also
super. Ich find es gut, dass die
Volunteers ihre Jacken gerne tragen, es
ist schon ein schönes Bild.
Verspürst Du manchmal noch Lust, wieder
professionell Ski zu fahren?
Also mir
macht das Skifahren nach wie vor sehr
viel Spaß und wenn dann die Piste so
schön hergerichtet ist, ist es Wahnsinn.
Es ist vom Sport her nach wie vor total
geil. Du springst bis zu 70 Meter, also
super. Was ich mir nicht mehr vorstellen
könnte ist, so viel unterwegs zu sein,
so viel zu reisen, so viel tote Zeit, wo
man auf irgendetwas wartet. So ein
Abfahrtstag ist jetzt nicht so spannend:
Man steht in der Früh auf, geht ein
bisschen Skifahren, besichtigt, hockt
oben im Starthaus rum, fährt die zwei
Minuten runter, geht heim und bewegt
sich vielleicht noch ein bisschen.